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Flucht in die Welt der Märchen

Kinderferienlager sollen Lendvajakabfa zu neuem Leben erwecken

Durch die Organisierung von Märchenlagern soll in jedem Sommer die im Komitat Zala gelegene, alternde Gemeinde Lendvajakabfa, in der insgesamt nur 28 Einwohner leben, zu einem Dorf der Kinder werden.

12 der 32 Häuser von Lendvajakabfa sind unbewohnt. Manche Gebäude sind schon so lange verlassen, dass sie völlig von Unkraut und Pflanzen umwuchert sind. Die Eigentümer machen sich nicht mehr die Mühe, das Gras mit der Sense abzumähen, sie haben die Hoffnung aufgegeben, dass sie ihr Haus irgendwann verkaufen können. Sie haben eingesehen, dass es in Lendvajakabfa nur eine Richtung gibt: das Dorf zu verlassen. Es gibt keine Arbeitsmöglichkeiten, keinen Laden, keine Post. Nicht einmal eine Kneipe, wo man manchmal einkehren könnte. In die nächste Stadt Lenti fährt der Bus immer seltener.

Die Pforte der Kirche, die an der einzigen Straße liegt, wird seit Jahren nur geöffnet, wenn es jemanden zu begraben gilt, wann hier das letzte Mal eine Hochzeit gefeiert wurde, daran erinnert sich niemand. Auch das Bürgermeisteramt ist fast immer geschlossen. Denn die in der Nachbargemeinde lebende Bürgermeisterin hat mit der Erledigung der Angelegenheiten der jährlich mit 12.000 Forint wirtschaftenden Gemeinde nicht viel zu tun.

Einst lebten 300 Menschen in dem direkt an der slowenischen Grenze liegenden Dorf, jetzt wohnen hier 28 Einwohner, nur die alten sind geblieben. Lendvajakabfa schrumpft.

Damit finden sich die im Dorf ansässige Zsuzsa Gaál und ihr Mann nicht ab. Die Frau, die Märchenbücher und Kindergeschichten für überregionale Zeitungen und das Radio schreibt und in ihrer Freizeit den beliebten Märchenklub in Lenti leitet, setzte sich mit ihrem Mann in den Kopf, der Gemeinde neues Leben einzuhauchen. Sie versuchen in Lendvajakabfa Märchenlager für Kinder zu organisieren, um zumindest jeden Sommer das alternde Dorf zu bevölkern. Sie hoffen, dass das der Entwicklung des Dorfes neuen Schwung verleihen oder zumindest seine Schrumpfung aufhalten kann.

Zsuzsa Gaál sagt, dass der Erfolg des in Lenti betriebenen Märchenklubs ihr die Idee zur Schaffung des Märchenlagers eingab. Zu Beginn vor anderthalb Jahren suchten kaum ein Dutzend Kinder ihr Märchenreich auf, heute hören jeden Samstag schon 80 bis 100 Kinder ihren Geschichten zu. Deshalb kam ihr in den Sinn, dass die Kinder nicht nur aus Lenti und der unmittelbaren Umgebung, sondern auch aus anderen, entfernteren Gemeinden gebracht werden würden, wenn sie nicht nur ein Halbtagsprogramm organisierte, sondern auch für die Unterbringung sorgen würde.

Zsuzsa Gaál begann zu dieser Zeit die verlassenen Häuser von Lendvajakabfa mit anderen Augen zu sehen: Sie sah darin nicht mehr den Verfall, sondern die Möglichkeiten. Nach ihren Plänen sollten die Wirtschaftsgebäude zu Spielhäusern werden, die leeren Häuser zu Unterkünften und Essräumen, so dass die Kinder in dem Dorf Wochen verbringen könnten. Zsuzsa Gaál erklärt voller Begeisterung, dass die Kinder mit vielen, vielen Märchen erwartet werden, die Kinder würden wie in Lenti auch im Märchenlager zu den Darstellern der Geschichten werden. Zsuzsa Gaál möchte die Märchen und die Aufgaben so gestalten, dass sich die Kinder während des Spiels viel bewegen und lernen, sich mit Handarbeitstechniken vertraut machen, volkstümliche Spiele und Traditionen kennen lernen, die Umgebung des Dorfes oder die früher nur aus Bilderbüchern bekannten Tiere und Pflanzen in der Natur im Märchenland von Lendvajakabfa entdecken können.

Die Geschichtenschreiberin möchte noch weiter aufzählen, wie sich das Kinderlager in dem alternden Dorf vorstellt. Doch wovon sollen die Kosten gedeckt werden?

Die Antwort gibt nicht Zsuzsa Gaál, sondern der die Initiative aufgreifende László Nógrádi, Bürgermeister von Lenti, Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender des Kleingebiets. Wie er sagte, könne man fast sicher Fördermittel von der Union erhalten, wenn es gelingt, aufgrund der Idee von Zsuzsa Gaál einen präzisen, detaillierten Plan auszuarbeiten. Besonders dann bestehen Chancen, die Unionsmittel zu erhalten – fügt László Nógrádi hinzu -, wenn nicht nur aus Ungarn kommende Kinder, sondern auch ungarische Kinder von jenseits der Grenze in Lendvajakabfa aufgenommen würden und in dem Lager die Vorstellung der Volksbräuche eine wichtige Rolle spielen würden. Laut László Nógrádi würde das Märchenlager nicht nur dem Interesse von Lendvajakabfa dienen, sondern immer neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Programmen und damit zu einer Belebung des Fremdenverkehrs bieten.

Außer László Nógrádi stellte sich auch Róbert Puskás, der Leiter eines in Lenti tätigen Programmveranstalters, hinter die Initiative. Er übernahm es, die Pläne kostenlos auszuarbeiten und eine genaue Kostenaufstellung anzufertigen. Róbert Puskás sagt, dass in diesem Jahr das Projekt zusammengestellt wird und man sich im nächsten Jahr vielleicht schon bewerben kann, in zwei Jahren wird, wenn alles nach Plan läuft, die erste Kindergruppe in Lendvajakabfa empfangen.

Erdosi Sándorné, die Bürgermeisterin des Dorfes, unterstützt den Plan von Zsuzsa Gaál auch begeistert, obwohl sie nicht verheimlicht, dass die Selbstverwaltung weder ein Grundstück noch Geld hat, so dass die Gemeinde zur Schaffung des Lagers auf diese Weise nicht beitragen kann. Doch wenn es gelänge, ein solches Lager zu schaffen, fügt die Bürgermeisterin hinzu, würde das Dorf Lendvajakabfa vielleicht bekannt werden und eine Chance erhalten weiterzubestehen.