Stagnation am Balaton wurde in diesem Jahr durchbrochen
Die seit einigen Jahren am Balaton andauernde Stagnation wurde in diesem Jahr von dem steigenden ungarischen Gästeverkehr durchbrochen – berichten übereinstimmend die am Fremdenverkehr dieser Gegend beteiligten Unternehmen. Auf dem Immobilienmarkt erscheinen englische Käufer.
Im Vergleich zu den Vorjahren war der Balaton im Kreis der Ungarn in diesem Sommer sehr gefragt. Er kann jetzt von der Hauptstadt aus über die Autobahn M7, die langsam in ganzer Länge fertiggestellt wird, schneller erreicht werden und immer mehr Gemeinden bieten kostenlose Strände und Parkplätze an. Nach den Erfahrungen sind auch die Preise der Restaurants und Stände günstig. Abhängig davon, ob man am Strand einer kleinen oder größeren Gemeinde ist, kann man ein Bier für 280-360 Forint, ein Lángos mit Knoblauch für 200-250 Forint, einen Palatschinken für 80-150 Forint, einen Hamburger für 350-450 Forint kaufen.
Bei der Balatoner Schifffahrt und im Fährverkehr stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nach bisherigen Schätzungen um mindestens 5 Prozent. Die Popularität des Balaton zeigt auch, dass die Vier-Sterne-Hotels in der höchsten Kategorie und die Balatoner Hotels und Pensionen der niedrigsten Kategorie seit Mitte Juli fast völlig ausgebucht sind, doch auch in der mittleren Preiskategorie sind die Erfahrungen günstig. Die zur Danubiuskette gehörenden drei Balatoner Hotels, die Balatonfüreder Hotels Annabella und Marina und weiterhin das Keszthelyer Helikon, werden seit dem Beginn der Hauptsaison mit einer durchschnittlichen Kapazitätsauslastung von 75-80 Prozent betrieben, was im Vergleich zu den Vorjahren ein sehr gutes Ergebnis ist – erfuhren wir von dem Hoteldirektor Jenö Nagy.
„Gott sei Dank, die Ungarn kommen!” – bewertet der Leiter des Balatonboglárer Reisebüros V&V Travels Gábor Vadász den wichtigsten Trend dieses Sommers. Laut dem Fachmann wurde den Ungarn in diesem Jahr bewusst, dass sie in den letzten Jahren durch die Werbung für die kroatische Adriaküste und die dementsprechenden und den Balaton kritisierenden Artikel in der Presse irregeführt wurden, in Wahrheit bietet das ungarische Meer viel billigere und ausgezeichnete Urlaubs- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Nach den Erfahrungen des Büros spielen bei dem verstärkten Interesse der Ungarn die für immer mehr Urlaubsangebote zu nutzenden Ferienschecks eine Rolle, ein neues Problem bedeutet allerdings, dass die ungarischen Urlauber vor allem billige Privatunterkünfte mit mehreren Betten suchen und das meistens nur für einige Tage, da ist allerdings das Angebot gering. Zu den Boglárer Weinlesetagen konnte man zu diesen Bedingungen tausend Privatunterkünfte verkaufen, doch die meisten der Privathäuser, Villen verfügen über 4-12 Betten und sind in wöchentlichem Turnus zu mieten – sagte Gábor Vadász. In der bis zum 20. August andauernden Hauptsaison konnte man in der Umgebung des Sees am billigsten Privatquartiere für 1200-1500 Forint/ Person/Nacht mieten.
Die Zahl der ausländischen Gäste geht stetig zurück, was nicht unbedingt das tatsächliche Interesse widerspiegelt – meinen mehrere Reisebüros. Wie man uns berichtete, überschwemmen den Markt am Balaton halblegale deutsche Unterkunfts-Vermittler, die über das Internet die Häuser am Balaton anbieten und eine sogenannte Reservierungsgebühr kassieren, die so ankommenden Gäste zahlen dann die verbleibende Miete direkt an die Zimmervermieter. Laut Éva Kaponya, der Leiterin des Fonyóder Reisebüros Balaton Travel, handelt es sich dabei um eine „nirgends Steuern zahlende” Konkurrenz. Nach den Erfahrungen des Fonyóder Büros stieg in diesem Jahr die ungarische Nachfrage nach Privatquartieren sprunghaft an. Die von dem Büro vermittelten rund 300 privaten Unterkünfte waren von Mitte Juli bis Ende August fast völlig ausgebucht und im Gegensatz zu früher gibt es auch zahlreiche Reservierungen für den September. Auf den 20 Campingplätzen von Balatontourist rund um den See zeigt die Zahl der ungarischen Gäste ebenfalls einen dynamischen Anstieg – erfuhren wir von Tibor Polgár, dem Marketingdirektor des Unternehmens. Der Verkehr auf den Campingplätzen ist stark witterungsabhängig. Ein zu mietender Platz zum Zelten ist für 700-1500 Forint, ein Stellplatz für Wohnwagen für 3150-3900 Forint/Nacht überall zu haben (plus 900 Forint/Person/Tag), doch die festen Unterkünfte, die Bungalows und Ferienhäuser sind bis zum Ende des Sommers fast alle belegt.
Der Balatoner Immobilienmarkt scheint auch in Bewegung zu kommen, obwohl sich die steigende Nachfrage laut den Immobilien-Vermittlern noch nicht in der Zahl der Immobilienkäufe zeigt. Im Vergleich zu früher zeigt sich in diesem Jahr eine lebhafte Nachfrage von ungarischen Interessenten, es scheint jedoch, als ob man mit dem Kauf noch abwartet, bis sich herausstellt, wie sich die Sparmaßnahmen der Regierung auf den Einzelnen auswirken – sagte Csaba Szabó, der Leiter der Siófoker Immobilienvermittlung Sió-Procent Kft. An der Westseite des Balaton tauchen englische Interessenten in immer größerer Zahl auf, was den Flügen zwischen Sármellék und London zu verdanken ist. Christian Török, der Geschäftsführer der Canella CE Kft., berichtete, dass ein britischer Fernsehsender unlängst einen Film über den ungarischen Immobilienmarkt drehte und dabei dokumentierte, wie ein Engländer eine Balatoner Immobilie kaufte. Nach dem Bericht gibt es derzeit Kontakte zu rund 30 Engländern, die sich nach ungarischen, vor allem Balatoner Immobilien im Einzugsbereich des Sármelléker Flugplatzes für den Urlaub oder in Investitionsabsicht erkundigen.