Regionalflugplätze im Aufwind?

Sármellék, Taszár und Siófok-Kiliti mit unterschiedlichen Perspektiven

Dem Sármelléker Flugplatz „wuchsen Flügel”, seitdem die im Eigentum der irisch-ungarischen Investorengruppe befindliche Cape Clear Aviation Repülotérüzemelteto és Fejleszto Kft. die den kommunalen Selbstverwaltungen übereignete Immobilie auf 99 Jahre pachtete. Die neuen Besitzer führten in anderthalb Jahren auf dem Flugplatz Investitionen im Wert von 2,5 Milliarden Forint durch, unter anderem installierten sie neue Beleuchtungstechnik, Sicherheitseinrichtungen, bauten ein Terminalgebäude und die Anbindungsstraßen. Zu den Investitionen steuerte der ungarische Staat 300 Millionen Forint bei. Der Flugplatz empfing im vergangenen Jahr 25.000 Fluggäste, in diesem Jahr wird die dreifache Anzahl erwartet – teilte Lajos Palkó, der Marketingdirektor der Betreibergesellschaft, mit. Neben Flügen der Malév startet eine der größten Billigfluggesellschaften Europas, die irische Ryanair, wöchentlich drei Direktflüge von London, die sie ab Ende Oktober um zwei Flüge von Frankfurt/Main erweitert.

Die Kapazitätsauslastung des Flugplatzes ist auch so nicht erreicht, denn das Terminalgebäude ist auf die Abfertigung von 300.000 Reisenden ausgelegt, wozu es nach optimistischen Schätzungen bis 2010 kommen soll. Teil der zukünftigen Investitionsvorstellungen ist, dass auf der langfristig gepachteten, rund 200 Hektar großen Immobilie ein Cargo-Terminal gebaut wird. Die Pläne dafür sind schon angefertigt und es begann die Auswahl des Bauunternehmens. Die den Flugplatz betreibende Gesellschaft hat die Option, auch das benachbarte, ebenfalls 200 Hektar große Gelände zu pachten, wo in Zukunft ein Industriepark ausgebaut werden soll.

Sowohl die Selbstverwaltungen als auch der Staat haben hinsichtlich der als zweitgrößter Flugplatz des Landes geltenden Taszárer Basis große Pläne, doch die Immobilie liegt seit langen Monaten brach. Den Taszárer Flugplatz und die Kaserne verließ die ungarische Armee Ende des vergangenen Jahres, was die Pläne der Selbstverwaltungen, die sich seit Jahren für eine Doppelnutzung des Flugplatzes im zivilen und militärischen Bereich einsetzten und die mit 90-prozentiger staatlicher Unterstützung zu diesem Zweck eine Milliarde Forint aufwendeten, durchkreuzte. Als Investition der Selbstverwaltungen des Komitats Somogy, von Kaposvár und Taszár wurden zwischenzeitlich der zivile Terminal errichtet und die Anbindungsstraße gebaut. Das Gebäude ist derzeit ein leeres „Geisterhaus”, dessen Bewachung weitere Millionen verschlingt.

Anfang des Jahres stellten die Selbstverwaltungen von Taszár und des Komitats Somogy den Antrag auf unentgeltliche Vermögenszuwendung, zu der Übergabe wurden auch die Vorbereitungen getroffen, doch der diesbezügliche Regierungsbeschluss blieb aus.

Eine Wende brachte, dass eine Gruppe von internationalen – chinesischen, russischen, englischen, deutschen, Luxemburger, ungarischen und israelischen – Investoren Interesse an der Immobilie zeigte, was die früheren Erwartungen bei weitem übertraf und die Politiker entschieden, dass es aufgrund der Größenordnung zweckdienlich sei, die Sache auf Regierungsebene zu behandeln. „Die Übergabe der Taszárer Basis an die Selbstverwaltungen steht auch weiterhin nicht auf der Tagesordnung, in Verbindung damit ist das vorrangige Ziel der Regierung die Nutzung und nicht der Verkauf” – informierte István Kolber, den das Regierungsoberhaupt im Frühjahr dieses Jahres zum Beauftragten des Ministerpräsidenten für die Taszárer Basis ernannte. Nach seiner Aussage ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, bei dem das Objekt der Verteidigungsordnung entzogen wird und die Armee es zur weiteren Nutzung an die Schatzkammer übergibt. Nach den Vorstellungen der Regierung könnte Taszár zu einer internationalen Cargo-Logistik-Basis umgebaut werden, was den Anzeichen nach mit den Vorstellungen der Investoren übereinstimmt. Für die mit ihnen zu führenden Verhandlungen wurde die Ausarbeitung einer fachlichen Studie über die komplexe Nutzbarkeit der Basis nötig. Für die seit langen Monaten laufende Arbeit wurden 60 Millionen Forint aufgewendet, jetzt läuft die Auditierung durch ein international anerkanntes Unternehmen. Danach steht zu hoffen, dass sich die Ereignisse beschleunigen und über das Schicksal der Taszárer Basis entschieden wird.

Der in Staatseigentum befindliche und über eine Rasenlandebahn verfügende Flugplatz Siófok-Kiliti, der früher in erheblichem Ausmaß den Flugverkehr kleiner, internationaler und ungarischer Maschinen abwickelte, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal nicht während der Balatoner Saison geöffnet. Hinter der Untätigkeit steht, dass der frühere Betreiber, die Budapest Airport Rt., bei der Privatisierung in die Verwaltung der Vermögensdirektion der Schatzkammer überging, die über Monate hinweg keine Lösung für eine entsprechende Nutzung fand. Die territorial betroffenen Siófoker und Ságvárer Selbstverwaltungen meldeten Anfang des Jahres Bedarf auf die unentgeltliche Vermögenszuwendung an und wollten erreichen, dass sie bis zur Entscheidung das Verwaltungsrecht erhalten und damit die kontinuierliche Betreibung des Flugplatzes sichern können, doch das hatte keinen Erfolg. Laut Árpád Balázs, dem Bürgermeister von Siófok, ist der Grund des Scheiterns, dass die Schatzkammer eine Gegenleistung verlangte bzw. solche unannehmbaren Bedingungen stellte, die die Selbstverwaltungen nicht erfüllen konnten. Der „verlorene” Sommer brachte allen Beteiligten erhebliche Verluste, denn Siófok wurde um eine touristische Attraktion und eine Erreichbarkeit ärmer und die Schatzkammer kostet die Bewachung des brach liegenden, betriebsbereiten und gut ausgestatteten Flugplatzes eine Menge Geld. Über die seit einem halben Jahr andauernden Abstimmungen ist nur soviel bekannt, dass die Schatzkammer nicht die Absicht hat, das Objekt zum Kauf anzubieten, sondern die Verhandlung mit den Selbstverwaltungen über die Zukunft des Flugplatzes fortführt.