Bioenergie-Industrie wäre ein Ausweg für Somogy
Auf dem Getreidemarkt herrscht Überproduktion, aus der überflüssigen Ernte müssen die Landwirte jedoch Gewinn produzieren. Ein guter Ausweg ist der Übergang zur Bioenergieerzeugung. Darüber wurde eine Konferenz im Komitatshaus veranstaltet.
„Die Energiepolitik der Welt baut auf fossile Energieträger, die allerdings drei Nachteile haben: die Umweltverschmutzung, die sich drastisch erhöhenden Preise und die langsam zur Neige gehenden Vorräte“, sagte András Pásztohy, der Ministerbeauftragte des Ministeriums für Landwirtschaft und Regionalentwicklung, auf der Konferenz. „In der Union und auf anderen Kontinenten gewinnt die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten zu Biomasse ebenfalls immer mehr an Bedeutung.“
In der EU beabsichtigt man, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2010 von 5,3% auf 12 % anzuheben. Das Regionalentwicklungsprogramm Neues Ungarn und andere Operativprogramme beschäftigen sich an vorderer Stelle mit der Nutzung von Pflanzen als Energieträger. In Ungarn liegt der Anteil der erneuerbaren Energiequellen an der Energieerzeugung bei 4%, davon wird 0,4% als biologischer Kraftstoff produziert. Der Anteil muss bis 2010 auf 5,75% angehoben werden. Deshalb ist es das Ziel, einen neuen Industriezweig Bioenergie in Ungarn auszubauen. Dabei spielt Somogy eine große Rolle, unter den Komitaten steht es an fünfter Stelle in der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte.
„56 Prozent der Fläche von Somogy wird für Landwirtschaft und vor allem zum Ackerbau genutzt, es ist das größte Rapsanbaugebiet des Landes und auf 56.000 Hektar Fläche wird Mais produziert“, führte Attila Gelencsér, der Vorsitzende der Komitatsversammlung, aus. „Das Getreideinterventionsprogramm wird in naher Zukunft auslaufen, die Landwirte müssen eine Alternative finden. Die Produktion von Biokraftstoff kann Arbeitsplätze und ein sicheres Einkommen vor allem für die Arbeitssuchenden bedeuten, die keine gute Ausbildung haben. Die Betreibung dieses Wirtschaftszweiges würde auch die wirtschaftliche Lage des Komitats voranbringen.“
An der Konferenz nahm auch András M. von Kontz, der Generaldirektor der Tempora Bioenergia Zrt. teil. Das Schweizer Mutterunternehmen errichtete in Ungarn an zwei Orten, in Polgár und in Gönyü, Verarbeitungsbetriebe. In einem ersten Schritt wird man sich mit dem auf dem Rapsanbau basierenden Biodiesel und in einem weiteren mit der Verarbeitung von Bioethanol zu Biogas entsprechend der Saatfolge befassen. In Deutschland wurde eine 50% Öl enthaltende Rapssorte zu diesem Zweck gezüchtet. In dem Fünf-Jahres-Programm möchte man in Ungarn die Verarbeitung von 400.000 Tonnen Raps erreichen. Auch in Somogy werden Produzenten gesucht, mit denen man langfristige Verträge abschließen möchte.
Laut Gábor Varga ist es auch das Ziel der Produzenten, dass das Geschäft einen berechenbaren, sicheren und garantierten Gewinn abwirft. Nach den Vorstellungen des Leiters des Landwirtschaftsamtes müssen den Energiepflanzenproduzenten und den aufkaufenden Herstellern Quoten vorgegeben werden und für die Pflanzen muss ein einen Gewinn enthaltender Aufkaufpreis kalkuliert werden, ein langfristiger Vertrag muss in jedem Jahr erneuert werden können, außerdem muss ein Interventionsfonds für den Fall von ungünstigen Marktverhältnissen geschaffen werden.
Bioethanol ist ein aus landwirtschaftlichen Produkten (in erster Linie aus Weizen und Mais) hergestellter Feinalkohol. Biodiesel ist aus ungesättigten Fettsäuren hergestellter Ester. Seine wichtigsten Grundstoffe sind Raps- und Sonnenblumenöl, benutztes Bratöl und Tierfett. Biogas ist durch den Abbau organischer Stoffe zu gewinnen, sein wichtigster Grundstoff sind organische kommunale, landwirtschaftliche und Lebensmittelindustrieabfälle und Klärschlamm.