Ein Tunnel unter Veszprém

Eintritt nur für Experten

Mit der bei den Untergrundbahnen angewandten Technologie wird unter der Innenstadt von Veszprém ein Tunnel gebaut. Der 538 Meter lange Tunnel mit einem Durchmesser von 160 Zentimetern, der den Theatergarten mit dem Séd-Bach verbindet, wird zum Ableiten des Niederschlagswassers genutzt.

Ein Tunnel wird im Zentrum von Veszprém gebaut, direkt unter der Innenstadt. Der durch den felsigen Untergrund führende, stellenweise 20 bis 25 Meter unter der Oberfläche befindliche Tunnel fungiert als Niederschlagswassersammelkanal der Innenstadt. Der Kanal ist nötig, weil der an einem der tiefsten Punkte der Stadt liegende Theatergarten und seine Umgebung nach einem ausgiebigen Sommerregen regelmäßig unter Wasser stehen, das vorhandene Kanalsystem ist darüber hinaus nicht in der Lage, große Mengen an Regenwasser abzuleiten. In den vergangenen Jahren kam es auch vor, dass das Regenwasser in den Keller des Theaters eindrang.

Gerade deshalb ist der Bau eines derart dimensionierten Kanals notwendig, der mit einem Durchmesser von 160 Zentimetern das Niederschlagswasser aus dem Theatergarten direkt in den tiefer gelegenen Séd-Bach leitet. Da sich zwischen diesen beiden Punkten die am höchsten gelegene Innenstadt hinzieht, kann das Problem nur durch Bohren eines Tunnels gelöst werden.

„Der Tunnelbau ist Teil einer insgesamt 30 Millionen Euro, das sind fast 8 Milliarden Forint kostenden, zu 74 Prozent aus Fördergeldern der Union finanzierten Investition, durch die nicht nur das Niederschlagswasserableitungssystem in Veszprém erweitert wird, zu dem Vorhaben gehören auch der Ausbau bzw. die Modernisierung von Abwasserkanalsystemen in den Gemeinden des Komitats“, erfuhr man von Pál Krajnák, dem Leiter der das Projekt steuernden Organisation. Das Bohren des Tunnels kostet mit ergänzenden Investitionen rund eine halbe Milliarde Forint.

Der Tunnel unter der Innenstadt erregte das Interesse der Veszprémer Einwohner, deshalb stellte Gyula Reichart, der stellvertretende technische Direktor der die Bauarbeiten durchführenden SADE-Magyarország Kft. auf einer Präsentation im Rathaus die Einzelheiten der Investition vor. Wie sich herausstellte, wird in Veszprém dieselbe Technologie angewandt, wie es beim Bau von Untergrundbahnen üblich ist. Das Schildsystem des computergesteuerten Tunnelbohrers wird zusammen mit den ergänzenden technischen Einrichtungen aus Deutschland geleast.

Die technische Lösung sieht so aus, dass an den zwei Endpunkten des herzustellenden Tunnels jeweils ein Schacht gebaut wird, diese Schächte werden durch die Bohrung verbunden. Während der Bauarbeiten wird das für die Ableitung von großen Mengen Niederschlagswasser ausgelegte Stahlbetonrohr eingeschoben. Der 538 Meter lange Tunnel wurde Mitte Dezember fertig gestellt. An der Präsentation der SADE Kft. nahmen nicht nur Techniker und Fachleute teil. Wenigstens lässt die von jemandem gestellte Frage darauf schließen, ob die interessierten Veszprémer Bürger vor der Inbetriebnahme einen Gang durch den Tunnel machen könnten.

Nach der Antwort von Gyula Reichart gibt es dazu keine Möglichkeit, denn der Tunnel ist keine Sehenswürdigkeit, sondern ein technisches Bauwerk. Wie er hinzufügte, ist der Tunnel kaum 160 Zentimeter hoch, so dass die meisten nur gebückt durch den nachtschwarzen Tunnel stolpern könnten. Auch die 14 Meter Höhenunterschied wären schwierig zu bewältigen, gar nicht davon zu reden, dass man in den Tunnel nur über einen 7 Meter tiefen Schacht gelangt.