Weintresor und Schaukeller in Villány eröffnet
Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt sein können: Die Lese war abgeschlossen, der neue Wein in den Fässern, als die Weinkellerei Wunderlich in Villány (Komitat Baranya) ihren Weintresor und Schaukeller eröffnete. Weinexperten und Liebhaber eines edlen Tropfens dürften erfreut sein. Das Bauwerk am Ortseingang aus Richtung Siklós bietet für jeden Anhänger des Rebensafts etwas. In der Umgebung der Weingärten, die nach Meinung der Erzeuger Ungarns besten Rotwein hervorbringen, entstand ein attraktiver Treffpunkt für Individual- und Gruppentouristen, Käufer und Gaststättenbesucher.
„Für eine solche Anlage mit 2200 Quadratmeter Grundfläche gibt es in Europa wenig Beispiele“, sagt Direktor Andás Halas. „Unser Ziel ist es, damit den Weintourismus, den Genuss des Weines in eine neue Dimension zu bringen. Deshalb gestalteten wir ein Ambiente, das über den Genuss des Weines hinaus ästhetische Werte bieten soll.“
Gleich nach dem Betreten des Gebäudes kann der Besucher mit dem Wein Bekanntschaft schließen. Neben einem kleinen Café gibt es Raum zum Verkosten. Auf der oberen Etage öffnet sich ein Blick über die Weinplantagen zum Harsány-Berg, dessen Gipfel sich weithin sichtbar über die Landschaft erhebt. Hier oben bietet die Grillterrasse eine ungewöhnliche Dienstleistung: Wer mag, kann Freunden seine Grillkünste vorführen. Allerdings ist das kein Muss – Fachkräfte helfen gern.
Die „Unterwelt“ des Wunderlich-Baus ist das Glanzstück von allem. Liebevoll bis ins Detail geplant und ausgeführt, aus speziell angekauften alten Ziegeln hochgezogen präsentieren sich die Kellergemäuer. Für Großveranstaltungen und Konferenzen bietet sich der Rittersaal mit seinen knapp 200 Plätzen an.
Daneben liegt ein labyrinthartiges System, Ort der Gastronomie. Kleine Nischen schützen die Gäste an Zweier- oder Vierertischen vor Blicken. So entsteht ganz wie von selbst eine intime Stimmung bei einem Essen mit Rotem oder Weißem.
Zum unterirdischen Reich gehört auch der Weintresor, in dem jedermann für einen Mitgliedsbeitrag seinen Wein einlagern kann – insgesamt bis zu 80.000 Flaschen. Die Jahresmitgliedschaft im Tresor erwirbt der Kunde mit dem Kauf von Wunderlich-Wein für netto 100.000 Forint (etwa 400 Euro). Als Beigabe genießt er Rabatte wie kostenfreies Servieren im Schaukeller.
Mehrere Räume des Hauses sind nur für das Fachpublikum oder Tresormitglieder gedacht. So können sich die Spezialisten in den beiden Sommelier-Räumen treffen, um sich von dem Angebot eine Meinung zu bilden.
Was wäre ein Besuch im Schaukeller ohne einen Gang an die eigentliche „Geburtsstätte“ des Weines wert? In Villány ist das leicht zu machen. Ein unterirdischer Gang führt in die Welt von Kellermeister Alajos Wunderlich, von Freunden und Kollegen Lojzi genannt. Der 55jährige hatte um die Jahrtausendwende mit Judit Sárolta Varjas, Edit Wunderlich und Dr. Róbert Szücs die Wunderlich-Kellerei gegründet, als die Produktion in einem kleinen Betrieb an ihre Grenzen gestoßen war.
Seine Liebe zum Wein machte Wunderlich recht spät zum Beruf. „1993 füllte ich erstmals Wein in Flaschen ab. Dann aber kamen meine Weine schon in die Spitzengastronomie, Preise folgten sehr schnell.“ Der neue Weinkeller mit modernsten Anlagen und Technologien bedeutete für ihn den Start in die ernsthafte Weinproduktion, jährlich 300.000 Flaschen. Im Keller lagern bis zu 8000 Hektoliter.
„In diesem Jahr reifte eine besondere Ernte heran“, sagt der Kellermeister. Der Jahrgang 2006 sei es wert, dass man ihn in Erinnerung behält. Nach Wunderlichs Erinnerung gab es noch kein Jahr, in dem der Alkoholwert so hoch lag. Mit 14 bis 16 Prozent wurde ein Wert erreicht, den auch der Weltmarkt favorisiert.
Noch haben die Weine von Wunderlich ihre Hauptabnehmer in Ungarn. Aber das Geschäft mit dem Ausland kommt in Gang. Deutschland, Dänemark, Österreich und die Schweiz zählt er auf. Kunden anderer Länder gesellen sich gegenwärtig dazu.
Michael Graeme