Kroos wird zum Hunderter – Spielen «für 80 Millionen»

Alle Blicke richten sich zunächst auf Toni Kroos. Der Fußballer aus Mecklenburg-Vorpommern stößt in den Club der Hunderter vor. Doch auch die jüngeren Spieler tragen gegen die Schweiz mit Stolz das DFB-Trikot. Ein Sieg soll das positive Gefühl Richtung EM verstärken.

Joachim Löw will Fortschritte sehen – seine Spieler gehen mit Ehrgeiz und Stolz an die nächste Aufgabe in der Nations League.

«Wenn ich das Trikot der deutschen Nationalmannschaft anziehe, dann fühlt sich das für mich immer noch brutal gut an. Ich habe das Gefühl, dass ich für 80 Millionen Menschen in Deutschland spiele», sagte Bayern-Profi Leon Goretzka mitten in den Diskussionen um die Bedeutung der DFB-Elf für die Fans.

«Bei dem dicht gedrängten Programm schauen die Leute, wo sind die Highlights», bemerkte Bundestrainer Löw vor der Partie am heutigen Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Köln gegen die Schweiz. Spätestens bei der EM im nächsten Jahr werde das Nationalteam wieder «extrem wichtig werden», glaubt der 60-Jährige.

AUSGANGSLAGE: Gegen den Dauerkontrahenten Schweiz – gegen keine andere Nation gab es mehr Länderspiele – soll in Gruppe 4 der A-Liga der zweite Sieg glücken, nachdem die Ukraine mit 2:1 geschlagen werden konnte. Das Löw-Team liegt nach drei Spielen mit fünf Punkten hinter Spanien (7) und vor der Ukraine (3) sowie den Schweizern (1) auf Rang zwei. Beim 1:1 im Hinspiel in Basel traf der diesmal nach einer Corona-Infektion fehlende Ilkay Gündogan für das DFB-Team.

SCHWEIZ: Löw hat Respekt vor den Nachbarn, die er zur erweiterten europäischen Fußballspitze zählt. «Die Schweizer können extrem gut verteidigen – auch hoch. Sie sind im räumlichen Verhalten und auch im Eins gegen Eins sehr, sehr gut. Sie haben nur durch einen individuellen Fehler gegen Spanien verloren», skizzierte der Bundestrainer den Kontrahenten. Die Statistik spricht mit 36:9-Siegen in bisher 53 Duellen klar für Deutschland. Löw warnte dennoch: «Wir treffen auf eine Mannschaft, die körperlich robust ist und schnelle Spieler hat. Da werden wir dagegenhalten müssen.»

PERSONAL: Es wird mit einer Ausnahme die Elf erwartet, die auch in Kiew begann. Nur Timo Werner vom FC Chelsea, der seine Erkältung überwunden hat, dürfte von Beginn an neu ins Team rücken. Die leicht angeschlagenen Leipziger Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg sowie Julian Draxler waren am Montag beim Abschlusstraining dabei.

TAKTIK: «Für unsere Spielidee spielt das System keine Rolle», sagte Löw. Die Zeit für die Vorbereitung großer taktischer Umstellungen hat der Bundestrainer in der aktuellen Saisonphase ohnehin nicht. «Wir wollen flach und dynamisch spielen, die Räume gut besetzen», sagte der 60-Jährige zur Ausrichtung: «Immer dann, wenn wir die Räume gut belegen, sind wir gut. Darum geht es – und nicht, ob wir hinten zu dritt oder zu viert spielen.»

JUBILAR: Als 15. deutscher Spieler wird Toni Kroos in den elitären Club der Hunderter aufgenommen. Für den gebürtigen Greifswalder ist die 100 nur eine Zahl, aber auch ein erneuter Beweis dafür, dass er es weit gebracht hat. «Wenn man Toni in den letzten Jahren erlebt hat, hat man eine permanente Entwicklung von 2010 bis jetzt gesehen», sagte Löw: «Er vertraut in die eigenen Stärken – und das ist eine seiner ganz großen Stärken.» Teamkollege Leon Goretzka sieht Kroos vor allem für die EM im kommenden Sommer als «unheimlich wichtig, weil wir einen haben, der weiß, wie man Titel gewinnt».

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