Warum Mikrotransaktionen Spielen schaden

Immer lauter wird die Kritik der Gamer an dem Spielkonzept der Hersteller, Mikrotransaktionen und Lootboxen in ihre Spiele zu integrieren. Einige Spieler fühlen sich gerade in Bezug auf Lootboxen ausgebeutet.

ZWei Personen spielen Fußball auf Spielekonsole

Sogar Vergleiche mit Glücksspieleanbietern und deren Konzept von Freispielen ohne Einzahlung werden bereits gezogen. Wenn man sich in der Szene umhört oder einen Blick in die Kommentarspalten von Artikeln der Fachpresse wirft, bekommt man das Gefühl, dass die Entwickler den Bogen mittlerweile überspannt haben.

Den geballten Zorn der Gamer haben in letzter Zeit vor allem die Hersteller 2K Sports für NBA 2K18 und EA für Star Wars Battlefront 2 zu spüren bekommen. In beiden Spielen wurde das Modell der Mikrotransaktionen eingeführt und das Bezahlen für zusätzliche Inhalte mehr oder weniger zur Pflicht. Beide Hersteller hatten wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht und nicht mit einem Shitstorm in diesem Ausmaß gerechnet. Der Protest zeigte Wirkung und die Spiele wurden nachträglich angepasst. 2K Sports senkte die Preise für alle Personalisierungsoptionen und EA nahm die Mikrotransaktionen sogar komplett aus dem Spiel.

Doch warum gab es überhaupt solch heftige Reaktionen? Wir möchten Ihnen erklären, wie Mikrotransaktionen von den Herstellern eingesetzt werden und warum diese die Spiele regelrecht ruinieren können.

Was sind Mikrotransaktionen und welche Rolle spielen diese?

Ein Spiel zu entwickeln bedeutet zunächst einmal einen großen finanziellen Verlust für die Hersteller. Floppt das Spiel, dann sind die Entwicklungskosten unwiederbringlich verloren. Die Spiele werden immer ausgereifter und damit steigen die Kosten für die Hersteller, während die Verkaufspreise sich in den letzten Jahren auf einem relativ stabilen Niveau gehalten haben. Ein Entwickler muss also einen neuen Weg finden, um Gewinne einzufahren. Mikrotransaktionen sind hierfür das ideale Mittel und vor allem bei den mobilen Spielen fast schon zum Standard geworden.

Mikrotransaktionen können in einem Spiel verschiedene Rollen spielen. In den meisten Fällen kann man sich mit einem kleineren Geldbetrag einen Vorteil erkaufen oder eine Abkürzung nehmen. Bauzeiten werden verkürzt, Fortschritte erzielt, Ausrüstungsgegenstände werden sofort verfügbar, Modifikationen des Avatars können vorgenommen oder Waffen freigeschaltet werden und all das für ein paar Euro. So weit, so gut. Bleibt es dabei, dann könnte man sich von Spielerseite mit Mikrotransaktionen arrangieren, denn all diese Vorteile würde man ja mit fortschreitender Spieldauer so oder so freischalten.

Richtig problematisch wird es dann, wenn die sogenannten Lootboxen ins Spiel kommen. Dabei handelt es sich um Kisten, deren Inhalt man vorher nicht kennt und der zufällig zusammengestellt wird. Wenn nun sogar das komplette Spiel darauf aufgebaut wurde, dass der Spieler Mikrotransaktionen tätigen muss, um eine Kiste zu kaufen und ihm dann nichts weiter übrig bleibt als zu hoffen, dass der gewünschte Ausrüstungsgegenstand sich in dieser befindet, dann wird es problematisch. Genau das bekam EA bei Star Wars Battlefront 2 zu spüren. Es wurde in der Debatte um Star Wars sogar von illegalem Glücksspiel gesprochen und einige Übereinstimmungen dazu lassen sich tatsächlich nicht von der Hand weisen.

Warum die Entwicklung ein bedrohliches Ausmaß erreicht

Um Ihnen ein Beispiel zu geben, wohin der massive Einsatz von Mikrotransaktionen und Lootboxen in Spielen bereits geführt hat, bleiben wir bei Star Wars Battlefront 2. Damit der Spieler alle Lootboxen öffnen kann, muss er entweder unglaubliche 4.500 Stunden spielen oder 2.100$ ausgeben. Die Spieler sehen einen ganz klaren Trend dazu, einfach nur noch gemolken zu werden. Sie werfen den Entwicklern vor, das Design der Spiele so zu gestalten, dass In-Game-Käufe per Mikrotransaktion geradezu erzwungen werden. Die Hersteller würden die Barrieren um Ausrüstungsgegenstände oder Waffen freizuschalten derart hoch anlegen, dass der Spieler fast schon keine andere Wahl mehr hat, als das gewünschte oder benötigte Item zu kaufen. Es bleibt zu hoffen, dass die Hersteller den Aufschrei ihrer Kunden vernommen haben, denn es ist höchste Zeit eine Kehrtwende einzuleiten.