Entscheidung im Rennen um das Weiße Haus ist noch offen

Nach der Präsidentschaftswahl in den USA zieht sich die Stimmenauszählung in mehreren Bundesstaaten in die Länge. Amtsinhaber Trump gewinnt in Florida, Herausforderer Biden hofft auf Siege im Mittleren Westen.

Nach der Präsidentschaftswahl in den USA haben sich beide Kandidaten siegessicher gegeben, obwohl das Ergebnis noch nicht klar war.

Amtsinhaber Donald Trump sprach am Mittwochmorgen (Ortszeit) auf Twitter von einem «großen Gewinn» und warf seinen politischen Gegnern vor, sie versuchten, «die Wahl zu stehlen». Der Kurznachrichten-Dienst fügte diesem Tweet einen Warnhinweis hinzu. Herausforderer Joe Biden sagte: «Wir glauben, dass wir auf dem Weg sind, diese Wahl zu gewinnen.»

Der Demokrat rief seine Anhänger zur Geduld auf. Es könne womöglich noch dauern, bis ein Ergebnis im Rennen zwischen ihm und Trump feststehen werde. «Es ist nicht vorbei, bevor nicht jede Stimme gezählt wurde», betonte Biden in seiner Heimatstadt Wilmington im US-Bundesstaat Delaware.

Nach einer langen Wahlnacht stand das Ergebnis in mehreren US-Staaten noch aus, darunter auch im besonders heftig umkämpften Mittleren Westen. Trumps Herausforderer Biden konnte zum Teil besser abschneiden als Hillary Clinton vor vier Jahren, verfehlte aber den in seiner Demokratischen Partei erhofften klaren Wahlsieg. So konnte Trump wie vor Jahren erneut in Florida, Texas, Ohio und Iowa gewinnen.

Wie schon vor vier Jahren dürfte sich die Präsidentschaftswahl in den Staaten des Mittleren Westens entscheiden. In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin kam es jedoch nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Regelungen im Umgang mit Briefwahlstimmen zu Verzögerungen bei der Auszählung.

In den meisten der 50 US-Staaten sowie dem Hauptstadtbezirk Washington D.C. blieb es bei den Mehrheitsverhältnissen von 2016. So erzielte Trump erneut Mehrheiten in Oklahoma, Tennessee oder Kansas, während Biden in New York, Illinois und Kalifornien gewann. Hingegen zeichnete sich ab, dass Biden anders als 2016 Arizona für die Demokraten erringen könnte.

Im bevölkerungsreichen Florida, wo 29 Wahlleute zu vergeben waren, schnitt Trump nach ersten Analysen von US-Medien vor allem in Bezirken mit hohem Latino-Anteil gut ab. Im Bezirk Miami-Dade erzielte Biden weniger Stimmen als erhofft – möglicherweise waren bei Bürgern mit kubanischer Herkunft Trumps wiederholte Warnungen vor vermeintlich sozialistischen Bestrebungen in der Demokratischen Partei wirksam.

Die Bürgerinnen und Bürger der USA waren am Dienstag aufgerufen, den Präsidenten, die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der 100 Mandate im Senat neu zu bestimmen. Zudem gab es in vielen Bundesstaaten regionale Abstimmungen. Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt, sondern von einer Versammlung von Wahlleuten, dem Electoral College. Wer die Mehrheit in einem Bundesstaat gewinnt, erhält alle Wahlleute dieses Staates, deren Zahl sich nach der Bevölkerungsgröße richtet. Diese wählen dann am 14. Dezember den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Im Senat bekamen die Hoffnungen der Demokraten auf eine Mehrheit in der Staatenkammer einen Dämpfer. In mehreren Staaten gelang es ihnen nicht, republikanische Amtsinhaber zu verdrängen. Die Demokraten gewannen erwartungsgemäß einen Sitz dazu und verloren einen. Im Senat hielten die Republikaner bisher eine Mehrheit von 53 der 100 Sitze.

Bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus waren die Demokraten auf Kurs, ihre Mehrheit zu behalten. Bei den Republikanern wurde die Politikerin Marjorie Taylor Greene ins Repräsentantenhaus gewählt, die der Verschwörungsbewegung QAnon zugerechnet wird.

Bei der Abstimmung am Dienstag wurde eine hohe Wahlbeteiligung erwartet. Gut 100 Millionen US-Bürger hatten schon per Brief oder in vorab geöffneten Wahllokalen abgestimmt, wie das «U.S. Elections Project» mitteilte. Das entsprach gut 70 Prozent der Stimmen, die 2016 insgesamt abgegeben wurden. Damals stimmten nach Angaben der Wahlkommission (FEC) knapp 137 Millionen Amerikaner ab. Gemessen an der Bevölkerung im wahlfähigen Alter von damals rund 245 Millionen Menschen entsprach das einer Wahlbeteiligung von knapp 56 Prozent.

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