Union überrollt Bielefeld und ist plötzlich oben dabei

Die Konkurrenz staunt, Max Kruse lacht: Der 1. FC Union spielt plötzlich im Konzert der Großen mit. Mit Spiel sechs ohne Niederlage springen die Berliner auf Champions-League-Platz vier.

Jetzt wird’s langsam unheimlich um Max Kruse und den 1. FC Union. Der Underdog spielt auch dank Elfmeter-Spezialist und Tore-Vorbereiter Kruse in der Fußball-Bundesliga plötzlich in einer Tabellenregion mit, in der sich eigentlich die nationale Elite tummelt.

Die Berliner schickten am Samstag Armina Bielefeld mit dem ehemaligen Union-Trainer Uwe Neuhaus mit 5:0 (3:0) frustriert nach Hause und sind nun schon seit sechs Spielen unbezwungen.

Ex-Nationalspieler Kruse glänzte wie schon beim Sieg zuvor in Hoffenheim mit einem Treffer vom Punkt (52. Minute) und zwei direkten Tor-Vorbereitungen. Mit zwölf Punkten stehen die Eisernen, die 2019 erstmals in die Beletage aufgestiegen waren, zumindest bis zum Sonntag auf dem Champions-League-Platz vier. Die Konkurrenz staunt.

Gegen Aufsteiger Arminia, der im Stadion An der Alten Försterei klar unterlegen war, die fünfte Liga-Niederlage nacheinander kassierte und mit vier Punkten nur knapp vor der Abstiegszone steht, verblüffte Union schon in der Startphase. Der Japaner Kaita Endo nach 129 Sekunden und dem damit zweitschnellsten Tor in der Bundesliga-Historie der Berliner sowie Robert Andrich (13. Minute) schlugen gleich zu. Sheraldo Becker (45.+2) legte noch vor der Pause nach. Den 5:0-Endstand stellte Cedric Teuchert (89.) her – damit war der höchste Bundesliga-Sieg der Berliner perfekt.

Union-Coach Urs Fischer wollte die Bielefelder mit den schnellen Außen Becker und Endo in Bedrängnis bringen – das klappte. Nach Kruses Zuspiel sprintete der Niederländer Becker der Arminia-Abwehr davon, seine flache Eingabe drückte Endo freistehend ins Netz. Wenig später musste der Japaner, den Fischer neu in die Startelf gestellt hatte, wegen einer Oberschenkel-Blessur vom Platz. Vor dem 2:0 legte Kruse von links den Ball Andrich genau vor. Dann schickt der 32-Jährige den agilen Becker auf den Weg zum 3:0. Es war schon die fünfte Torvorbereitung des Neu-Unioners in dieser Spielzeit.

«Wir müssen eklig bleiben», hatte Fischer seinen Männern am 7. Spieltag mitgegeben. Und die Mischung aus knallharten Zweikämpfen und spielerischen Lösungen brachte Zweitliga-Meister Bielefeld immer wieder in größte Bedrängnis. Auch Routinier Matthias Gentner hätte in seinem 413. Bundesligaspiel – der gesamte Bielefelder Kader hat weniger – treffen können. Auch ohne die verletzten Marcus Ingvartsen, Grischa Prömel und Anthony Ujah bestimmten die Gastgeber in allen Phasen klar die Partie.

Lediglich der Ex-Unioner Marcel Hartel, einer der Aufstiegshelden, hatte eine echte Torgelegenheit. Seinen Schuss aber lenkte Union-Keeper Andreas Luthe noch neben das Gehäuse (17.). Der Ex-Augsburger Luthe ist weiter die Nummer eins der Berliner, die Liverpooler Leihgabe Loris Karius saß nach überstandener Verletzung nur auf der Bank.

Schließlich trug sich auch Kruse noch zum dritten Mal in dieser Saison als Torschütze ein und wurde von den Zaungästen vor dem Stadion – in der Arena waren Zuschauer wegen der Corona-Pandemie nicht zugelassen – gefeiert. Amos Pieper stoppte den eingewechselten Akaki Gogia zuvor strafbar. Mit dem 16. verwandelten Elfmeter stellte der abgezockte Kruse den Rekord mit der 100-Prozent-Quote des Schalkers und Bochumers Hans-Joachim Abel in der Bundesliga ein.

© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.