Im Handwerk sind in den vergangenen Wochen nach Schwierigkeiten in der Corona-Krise wieder mehr Lehrstellen besetzt worden – es bleiben aber Lücken.
«Wenn jetzt alle Akteure in der beruflichen Bildung noch einen echten Endspurt hinlegen, kann es gelingen, dass 2020 kein verlorener Corona-Ausbildungsjahrgang wird», sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur. Dank einer Aufholjagd sei es gelungen, bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen die im Frühsommer noch große Differenz im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu verringern.
Ende Oktober waren noch mehr als 17.000 Ausbildungsplätze im Handwerk frei. Von Januar bis Oktober wurden rund 131.000 Ausbildungsverträge neu erfasst. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war dies ein Rückgang von 7,3 Prozent – die Lücke war aber deutlich geringer als noch im Sommer.
«Auch wenn wir voraussichtlich das Vorjahresniveau nicht ganz erreichen können, so werden wir ziemlich sicher besser als in der Finanzkrise abschneiden, als das Minus bei den neuen Ausbildungsverträgen am Jahresende bei rund 7 Prozent lag», so Wollseifer. «Uns bleiben jetzt noch zwei weitere Monate, um junge Menschen ins Handwerk zu holen.» Ausbildung bleibe auch in der Pandemie ganz oben auf der Agenda der Betriebe. «Sie wissen, dass die jetzt nicht ausgebildeten jungen Menschen künftig als qualifizierte Fachkräfte fehlen.» Auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres könne zum 1. Dezember oder sogar auch noch danach weiter eine Ausbildung begonnen werden.
Die Bundesregierung hatte finanzielle Anreize gesetzt. Betriebe, die in der Krise weiter ausbilden oder die Zahl der Lehrstellen sogar erhöhen, bekommen eine Prämie.
Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks bewegt sich der Umfang der bisher gestellten Anträge mit Förderanspruch auf einem geringen, wenn auch leicht ansteigenden Niveau. Konkrete Daten sollen Ende November von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht werden. Die geringen Antragszahlen seien vermutlich auf «restriktive Fördervoraussetzungen» zurückzuführen.
Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr deutliche Auswirkungen auf die Situation am Ausbildungsmarkt. Die Berufsorientierung war deutlich schwieriger, so fielen Ausbildungsmessen und andere Veranstaltungen aus.
Wie die Bundesagentur für Arbeit Ende Oktober mitgeteilt hatte, wurden den Arbeitsagenturen und den Jobcentern von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 530.000 Lehrstellen gemeldet – 41.700 weniger als ein Jahr zuvor. Demgegenüber hätten sich 473.000 Bewerber an die Arbeitsagenturen gewandt – 38.000 weniger als im Vorjahr. Insgesamt seien noch 29.000 Bewerber unversorgt, aber noch 60.000 Lehrstellen offen.
Der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele, hatte die Betriebe dazu aufgerufen, Lehrstellen zur Verfügung zu stellen. «Das Thema ist der Fachkräftebedarf, die Pandemie wird vorbeigehen», sagte Scheele: «Wer nicht ausbildet, wird keine Mitarbeiter haben.»
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