Die Deutsche Eishockey Liga will endgültig raus aus ihrem Schattendasein. Nach monatelangem Stillstand deutet vieles darauf hin, dass die Rückkehr des deutschen Erstliga-Eishockeys bevorsteht.
Am 19. November wollen die 14 Clubs auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung über den Saisonstart für 2020/21 entscheiden und Modus sowie Starttermin festlegen, der bislang für den 18. Dezember angedacht ist. Für den späten Nachmittag (14.00 Uhr) lud die DEL um Geschäftsführer Gernot Tripcke zu einer Pressekonferenz ein.
Auch die Kölner Haie sorgten noch für ein positives Zeichen und gaben ihre Zusage. Es sei gelungen, «ein tragfähiges Konzept für einen verantwortungsvollen Start zu erstellen», teilte der achtmalige deutsche Meister mit. «Es braucht weiterhin große Kraftanstrengung und Unterstützung von vielen Seiten. Denn diese Saison, unter diesen schwierigen Bedingungen, bleibt eine riesige Herausforderung», warnte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter.
Anders als die Handball-Bundesliga, die allerdings nun mit einem Termin-Chaos aufgrund von Corona-Fällen nach der Länderspiel-Pause kämpft, und der Basketball-Bundesliga hatte sich die DEL lange nicht in der Lage gesehen zu starten – und den erhofften Auftakt schon zweimal verschoben. Und sie hat dafür viel Kritik eingesteckt.
«Ich hätte mir von Anfang an ein bisschen mehr Mut erwartet», sagte der Olympia-Zweite Patrick Reimer, einer der Initiatoren der Spielergewerkschaft, der Deutschen Presse-Agentur. «Dass man von Anfang an gesagt hätte: ‚Wir wissen, was für Probleme auf uns zukommen, aber wir werden auf jeden Fall eine Saison spielen.‘ Da hat man sich doch sehr bedeckt gehalten, und zum Teil hatte man das Gefühl, dass es vielleicht nicht immer das Ziel war. Aber jetzt steht im Vordergrund, dass es eine Saison geben wird, so wie es aussieht.»
Ein drohendes Fiasko von eineinhalb Jahren ohne DEL-Spiele scheint abgewendet. Vor den Kölnern hatten Reimers Nürnberger, Ingolstadt, Augsburg, Straubing und Iserlohn als Wackelkandidaten mitgeteilt, sich finanziell abgesichert zu haben.
Andere Clubs hatten mit ihrer Zusage zum Testturnier, das zeigen soll, dass die DEL in Pandemie-Zeiten funktionieren kann, ihre Bereitschaft signalisiert. Das Krefelder-Team boykottierte allerdings am Dienstag vor dem 3:1 gegen Wolfsburg das Aufwärmen, Berichten zufolge offenbar nach einer weiteren Forderung zum Gehaltsverzicht.
Generell ließen sich Spieler auf einen Gehaltsverzicht von bis zu 60 Prozent ein. Die Clubs sind stark von den Zuschauereinnahmen abhängig. Sie mussten sich aber inzwischen von der Hoffnung verabschieden, dass Geisterspiele nur eine kurzzeitige Übergangslösung sein dürften. Mit einem Schnitt von mehr als 13.000 Zuschauern pro Spiel ist die Fallhöhe bei den Haien besonders hoch. Sogar Lukas Podolski warb deswegen für den Verkauf von symbolischen Eintrittskarten, um den Standort Köln zu sichern. Das Erreichen der angestrebten 100.000er-Marke, organisiert um eine Etatlücke von einer Million Euro zu schließen, war ein wichtiger Schritt.
Wie viele Clubs setzten die Haie zudem auf die 800.000 Euro aus dem Hilfspaket des Bundes. Einzig der EHC Red Bull München hatte von den DEL-Clubs keinen Antrag gestellt. Diese Hilfe sei ein «entscheidender Faktor», erklärte Straubings Geschäftsführerin Gaby Sennebogen.
Am 10. März hatte die DEL als erste deutsche Profiliga ihre vergangene Saison abgebrochen. Nun steht sie vor einer ungewöhnlichen Spielzeit. Als Option gilt, die Liga in Nord und Süd aufzuteilen. «Die bayerischen Clubs mit uns, München, Nürnberg, Ingolstadt und Straubing sowie Schwenningen und Mannheim, bilden die Südgruppe, der Rest den Norden», erklärte Augsburgs Vereinschef Lothar Sigl ein Modell. «Die Gruppen spielen eine Doppelrunde, um auch die Reisen und Hotelaufenthalte in Corona-Zeiten in Grenzen zu halten. Gegen die Teams aus der anderen Gruppe wird eine Einfachrunde gespielt.»
Eine gelungene Spielzeit werde es, wenn es gelinge, «eine Saison darzustellen mit vielleicht auch kleinen Playoffs und so gut es geht ohne coronabedingte Ausfälle», sagte Reimer: «Es ist gut, dass man versucht, eine gewisse Normalität aufzubauen.»
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