In Sachen Spektakel macht Borussia Mönchengladbach derzeit kaum einer etwas vor. Nach den Galas gegen Schachtjor Donezk mit insgesamt zehn Toren ist die Chance auf das Champions-League-Achtelfinale groß.
Nach vier Spielen hat in Europas Königsklasse nur Bayern München minimal mehr Treffer (15) erzielt als der Spitzenreiter der Gruppe B (14), der dort selbst Real Madrid hinter sich lässt. «Mir macht das schon sehr viel Spaß», sagte ein sichtlich begeisterter und stolzer Sportchef Max Eberl nach dem 4:0 (3:0) gegen den ukrainischen Meister Donezk.
Neben dem Torrausch beeindrucken Eberl auch artistische Einlagen bei den Treffern. Beim spektakulären 3:4 in Leverkusen vor knapp drei Wochen fabrizierte Valentino Lazaro in der Luft liegend mit der Ferse einen Treffer der Marke «Tor des Jahres». Gegen Donezk folgte interne Konkurrenz durch Breel Embolos Fallrückzieher-Tor zum 3:0 (45. Minute+1). «Ein grandioses Tor», sagte Eberl nach dem Spiel, das Gladbach mindestens schon einmal das Überwintern im Europapokal sicherte.
Für den 23 Jahre alten Embolo war es auch emotional ein ganz wichtiges Tor vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Club FC Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr). Auffällig war auch der Jubel seiner Teamkollegen nach Embolos erstem Saisontor. Nahezu alle Mitspieler beglückwünschten den zuvor so unglücklich agierenden Schweizer überschwänglich. «Das zeigt, dass die Mannschaft intakt ist», sagte Eberl. «Sie weiß, was für eine wichtige Rolle er für uns hat.»
Der Schweizer Nationalspieler vergab zuletzt etliche Großchancen und war damit zum Beispiel beim 1:1 am vergangenen Samstag gegen Augsburg nicht ganz unbeteiligt daran, dass die Borussia nur einen Punkt holte. «Ich hoffe jetzt, dass ich die Leichtigkeit wieder gefunden habe», sagte Embolo: «Die Erleichterung ist groß.»
«Auf jeden Fall hat er heute getroffen, und jetzt geht es gegen seinen früheren Verein Schalke 04», sagte Eberl. «Wir hoffen sehr, dass der Knoten geplatzt ist. Wir sind aber auch sehr von seiner Spielweise überzeugt.» Das war auf Schalke bis zu seinem Wechsel nach Gladbach 2019 nicht immer so. Auch aufgrund von Verletzungspech setzte sich Embolo dort nicht entscheidend durch. Der Ruf des Unglücksraben haftete ihm an. Unter Rose in Gladbach aber funktionierte Embolo von Beginn an. Entscheidend dürfte auch sein, dass der Borussen-Coach zum bulligen Angreifer steht, wenn es mal nicht so läuft.
Schon nach dem Augsburg-Spiel wies Rose darauf hin, dass sich Embolo mit seiner Wucht viele Chancen selbst erarbeitet und Mitspieler in Szene setzt. Andere Trainer hätten den vor dem Tor unglücklichen Stürmer vielleicht früher ausgewechselt oder gegen Donezk aus der Mannschaft genommen. Nicht aber Rose, der auf die Qualitäten Embolos vertraute und Recht behielt. «Er hat auch heute unser Spiel immer wieder in die richtige Richtung gelenkt und sich mit einem herausragenden Tor belohnt. Das ist das wichtigste für einen Stürmer», sagte der Borussen-Coach.
Dass nach all den vergebenen vermeintlich einfachen Möglichkeiten – auch am Mittwoch gegen Donezk – schließlich ein Tor folgte, das wohl nur wenige andere so erzielen können, brachte auch Embolo zum Schmunzeln: «Wie der Ball bei meinem Tor reinfällt, ist wieder typisch Breel, sagen sie jetzt in der Kabine – der Schwierigste geht rein und die Einfachen wieder nicht.»
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