Die weitgehend nach historischem Vorbild rekonstruierte Fassade des Berliner Stadtschlosses gehört seit den ersten Planungen zum heftig umstrittenen Teil des neuen Humboldt Forums. Die Realisierung war gebunden an ausreichend Spenden.
Nun ist die Zielmarke erreicht. «Das Spendenversprechen ist eingelöst», teilte die Stiftung Humboldt Forum am Samstag in Berlin mit. Für die Errichtung der barocken Außenfassade des inzwischen 677 Millionen Euro teuren Projekts seien 105 Millionen Euro gespendet worden.
Dies sei «vor allem und zum größten Teil dem unermüdlichen Einsatz von Wilhelm von Boddien, dem Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss» zu verdanken, hieß es. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bedankte sich in der Mitteilung für «großherzige Gaben».
Das riesige Kultur- und Ausstellungszentrum im Herzen Berlins nutzen nach mehreren Eröffnungsetappen von Ende 2021 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit zwei ihrer Museen, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden sollen Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins.
Zum ebenfalls gespendeten Teil gehört die Rekonstruktion von Kuppel und Kreuz auf dem Bau nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella. Darauf fordert ein weithin sichtbarer Bibelspruch die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum.
Drei Seiten der gespendeten Fassade sind eine Rekonstruktion des 1950 zerstörten früheren Stadtschlosses der Hohenzollern. In die Zeit ihrer Herrschaft wurde das Deutsche Reich Kolonialmacht, von 1884 bis 1915 auch im heutigen Namibia. Dort wurden Aufstände von Volksgruppen unter deutschem Befehl brutal niedergeschlagen. Historikern zufolge wurden etwa 65 000 der 80 000 Herero und mindestens 10 000 der 20 000 Nama getötet.
Auch vor diesem Hintergrund wird bereits kontrovers über die koloniale Vergangenheit von Ausstellungsstücken diskutiert. Das Humboldt Forum will sich nach eigenen Angaben offensiv damit auseinandersetzen.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.