Ausführlich stellte Marco Rose klar, wie behutsam er mit seinen Spielern vor dem wichtigsten Saisonspiel bei Real Madrid umgehen wird. Natürlich wusste der Trainer, dass er dafür sorgen muss, dass seinen Spielern nicht die Kräfte ausgehen.
Denn vor der großen Chance auf den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse seit 43 Jahren hat Borussia Mönchengladbach auch noch Personalprobleme in der Abwehr.
Es zeichne sich «eine «unfassbare Herausforderung» ab, sagte Rose nach dem 2:2 beim SC Freiburg. «Jetzt geht es für uns darum, zu gucken, wer gesund ist, wer gesund bleibt», meinte er und beschrieb sein Programm für die folgenden Tage: «Schnell ins Bett gehen, gut essen, vorher uns behandeln lassen. Ausschlafen, wieder gut essen, danach uns hinlegen». Ein bisschen trainieren und darüber reden, was nicht gut war, schob er ein, und betonte noch einmal: «schlafen».
Vier Tage vor dem Bundesliga-Auftritt in Freiburg hatten die Gladbacher die vorzeitige Entscheidung um den erhofften Einzug in die K.o.-Runde der Champions League mit dem 2:3 gegen Inter Mailand noch verpasst. Am Mittwoch (21.00 Uhr) treten sie beim Königklassen-Rekordsieger Real Madrid an. Undankbar, aber die Chance ist groß. Gladbach geht als Tabellenführer ins Spiel. Schon ein Unentschieden würde reichen. Und die Königlichen scheinen momentan schlagbar. Am Samstag kam das Team um Toni Kroos zu einem knappen 1:0 in Sevilla.
Die Belastung bekommt Gladbach allerdings zu spüren. Für die Partie im Breisgau verschärften sich die Probleme, weil neben Nico Elvedi und Ramy Bensebaini auch der angeschlagene Tony Jantschke in der Abwehr ausfielen. Rose zog deswegen gezwungenermaßen Christoph Kramer aus dem defensiven Mittelfeld in die Viererkette zurück.
Die Gladbacher zeigten sich spielfreudig, in der Defensive aber anfällig. Freiburg, das gegen den Abstieg kämpft, aber eine gute Leistung zeigte, hätte ihnen mehr weh tun können. «Wir haben sicher auch zu viele Chancen zugelassen, beide Mannschaften hätten ein paar mehr Tore schießen können», monierte Rose: «Für uns geht es in der Weiterentwicklung darum, dass wir in solchen schwierigen Phasen noch härter werden uns selbst gegenüber, um solche Spiele zu gewinnen.»
Auf eine Diskussion darüber, ob er mehr hätte rotieren sollen, wollte sich der 44-Jährige nicht einlassen. Drei Spieler hatte er in seiner Startelf im Vergleich zum Inter-Spiel ausgetauscht, Marcus Thuram und Valentino Lazaro wurden spät eingewechselt. «Matze Ginter hätte ich rausrotieren können, weil er die meisten Spiele hat, aber dann hätten wir gar keinen Innenverteidiger gehabt», sagte er.
Anfangs taten sich die Borussen etwas schwerer und hätten schon vor ihrer Führung zurückliegen können. Die Gladbacher kombinierten aber auch glänzend wie vor dem 1:0 durch Breel Embolo (23. Minute) und konnten sich auf die individuelle Klasse des formstarken Alassane Pléa verlassen (50.). Der französische Stürmer glich mit einem «wunderschönen Tor» (Rose) direkt nach dem 1:2 wieder aus.
Dem Gegentor von Philipp Lienhart (32.) war eine Ecke und ein Fallrückzieher von Baptiste Santamaria vorausgegangen, Vincenzo Grifo traf per Foulelfmeter (49.). Es ziehe sich durch die Saison, dass sie «bei Standards nicht hellwach» seien, haderte Nationalspieler Ginter.
In der packenden Schlussphase hätten beide Teams gewinnen können. «Wir sind nicht gut reingekommen, haben uns dann aber reingekämpft, ich denke, das ist in den aktuellen Wochen auch ein Stück weit normal», sagte Nationalspieler Florian Neuhaus: «Ich hätte auch ein langweiliges Spiel genommen, wenn wir heute hier gewinnen.» Doch die Gladbacher verpassten es, als vielleicht gutes Omen vor dem Champions-League-Kracher, die Sieglos-Serie seit dem März 2002 im Schwarzwald-Stadion zu beenden.
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