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«Mega cool»: Karl Geiger ist Skiflug-Weltmeister

Nicht der norwegische Weltcup-Gesamtführende Halvor Egner Granerud, nicht Markus Eisenbichler: Karl Geiger holt den ersten Titel in einem Skisprung-Winter voller Höhepunkte. Eine Wettkampfpause steckt der Allgäuer locker weg. Am Sonntag hat er noch eine Gold-Chance.

Karl Geiger brüllte seine ganze Freude in den slowenischen Abendhimmel und fiel dann begeistert auf die Knie in den Schnee: Der Oberstdorfer ist Skiflug-Weltmeister!

Geiger setzte sich bei den Titelkämpfen in Planica am Samstag nach insgesamt vier Durchgängen mit der Winzigkeit von umgerechnet etwa 40 Zentimetern vor dem Norweger Halvor Egner Granerud und Teamkollege Markus Eisenbichler durch. «Eisei» war erster Gratulant seines Zimmerkollegen in Nicht-Corona-Zeiten und freute sich überschwänglich mit dem 27-Jährigen. «Mega cool. Wahnsinn», sagte ein sichtlich perplexer Geiger nach dem unverhofften Triumph. «Das ist unbeschreiblich.»

Für den Oberstdorfer ist es der erste Einzeltitel bei einem internationalen Saisonhöhepunkt. 2019 hatte Geiger bei der Ski-WM in Seefeld Gold im Team und Mixed-Team gewonnen sowie den zweiten Platz im Einzel von der Großschanze belegt. In Planica bezwang er die Konkurrenz nun mit Flügen auf 241 und 223,5 Meter am Freitag und 240,5 sowie 231,5 Meter im entscheidenden Finale. «Ein Sprung nach dem anderen wie an der Schnur, ich bin baff», sagte Geiger im ZDF.

Für den Deutschen Skiverband (DSV) holte er den ersten Skiflug-WM-Titel seit Severin Freund 2014. Eisenbichler flog am zweiten Wettkampftag 234,5 und 230 Meter weit und durfte sich über Bronze freuen. Während die beiden deutschen Asse jubelten, zog Granerud direkt nach der Entscheidung verbittert seine Mütze übers Gesicht. Bei der Siegerehrung konnte sich der Führende im Skisprung-Weltcup dann aber zumindest ein bisschen über Silber freuen. Geiger katapultierte sich jubelnd auf das Podium und genoss dann andächtig die Nationalhymne.

«Es war ein spannender, nervenaufreibender Wettkampf», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher zum Flugspektakel vor leeren Rängen. «Wir sind sehr, sehr glücklich über diesen Ausgang. Ich bin natürlich stolz, das ist ganz klar.» Zumal Geiger nicht als einer der ganz großen Favoriten in den Wettkampf in der verschneiten slowenischen Bergidylle gegangen war. Diese Rolle kam Eisenbichler und Granerud zu.

Den vergangenen Weltcup im russischen Nischni Tagil hatte Geiger ausgelassen und war zu seiner hochschwangeren Frau in die Heimat gereist. Dass ihm die Pause sportlich keinesfalls schadete, stellte er eindrucksvoll unter Beweis. «Der Karl kann so Dinge wegstecken», sagte Horngacher anerkennend. «Mit so einem Sportler kann man richtig super arbeiten.»

Drittbester Deutscher wurde Pius Paschke als Elfter. Constantin Schmid belegte den 14. Rang. Olympiasieger Andreas Wellinger, der in Planica nicht dabei war, gratulierte Geiger noch vor laufenden Kameras via Handy.

In einer Saison, die vollgepackt mit Höhepunkten ist, machte Geiger klar, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. In gut zwei Wochen beginnt quasi vor seiner Haustür in Oberstdorf die Vierschanzentournee, ab dem 23. Februar ist der wintersportverrückte Ort im Allgäu dann Schauplatz der Nordischen Ski-WM.

Bevor Geiger diese Highlights ins Visier nimmt, hat er jedoch auch in Planica noch einiges vor: Zum Abschluss der Weltmeisterschaft steht am Sonntag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) der Mannschaftswettbewerb auf dem Programm. Auch beim Kräftemessen der besten vier Flieger jeder Nation zählt Deutschland zu den Favoriten. Wie Geiger im Einzel könnte dann das DSV-Quartett eine Premiere feiern: Den Team-Titel im Skifliegen, der seit 2014 vergeben wird, hat Deutschland noch nie gewonnen.

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