Ein letzter Plausch noch, dann trennten sich die Wege von Sebastian Vettel und Mick Schumacher erst einmal. Im Fahrerlager standen die beiden deutschen Piloten kurz zusammen, ehe sich zumindest der viermalige Weltmeister in die ersehnte Winterpause verabschiedete.
Während Neuling Schumacher am Dienstag Testfahrten in Abu Dhabi absolviert und sich intensiv auf sein erstes Formel-1-Jahr vorbereitet, bleibt Vettel das verwehrt. Den Wechsel von Ferrari zu Aston Martin kann der 33-Jährige am Ende des frustrierendsten Jahres seiner Karriere gar nicht abwarten.
«Es ist, als wäre man ein kleiner Junge, der zum ersten Mal in den Spielzeugladen geht», sagte Vettel mit Blick auf die neue Aufgabe. Beim englischen Autobauer soll ab 2021 alles besser werden als bei der Scuderia, in deren lahmendem Auto er in diesem Jahr als WM-13. so schlecht war wie noch nie. Vettel wird nun der Star des Teams und soll mit seiner Erfahrung helfen, dass sich der Nachfolge-Rennstall von Racing Point dauerhaft in der Spitze etabliert. «Ich beginne ein neues Abenteuer. Darauf freue ich mich wirklich sehr», sagte er.
Sein künftiger Arbeitgeber beendete das Jahr auch dank Mercedes-Motor auf Rang vier der Konstrukteurswertung – und damit zwei Plätze vor Ferrari. Mit mehr Geld gibt es künftig noch bessere Chancen. Ob das aber reicht, um den Branchenprimus anzugreifen? Die Silberpfeile sind auch für das nächste Jahr der große Favorit, weil sich am Reglement nichts entscheidend ändert. «Ich hoffe und bete, dass die Autos 2021 näher beieinander sind», sagte Weltmeister Lewis Hamilton trotzdem.
Titel Nummer sieben fuhr der Brite gerade erst ein, seit 2014 stand der deutsche Autobauer mit seinen Formel-1-Fabriken in England immer ganz oben. Max Verstappen verbreitete mit seinem Sieg im Finale in Abu Dhabi Hoffnung, dass es nun spannender wird. «Wir müssen hart über den Winter arbeiten, um besser zu werden», sagte Verstappen: «Hoffentlich haben wir aus den letzten Jahren gelernt.» Gerade zu Saisonbeginn war sein Red-Bull-Rennstall immer zu schwach und musste einen Rückstand auf die clevere Mercedes-Mannschaft aufholen.
«Wir müssen uns auf die Zehenspitzen stellen nächstes Jahr», sagte Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes, bei Sky. «Es wird enger werden, das ist klar.» Der Österreicher fürchtet in erster Linie Red Bull, die neben Verstappen noch einen zweiten Fahrer suchen. Diesen könnten sie bald im Mexikaner Sergio Perez finden, der bei Aston Martin für Vettel weichen muss. «Perez würde es verdienen, in dem Auto zu sein. Das wäre die Entscheidung, wenn es bei uns wäre», sagte Wolff überraschend offen über die Personalfragen bei der Konkurrenz. Er selbst will noch den Vertrag mit Dauersieger Hamilton verlängern.
Nach Vettels Rauswurf wird der Spanier Carlos Sainz nächstes Jahr an der Seite von Charles Leclerc bei Ferrari fahren. Die Italiener sehen 2021 aber nur als Übergangsjahr, bis sich 2022 das Reglement ändert und ganz neue Autos kommen. «Uns wird dieses Jahr hoffentlich stärker machen», sagte Ferraris Sportdirektor Laurent Mekies.
Und was wird mit Mick Schumacher? Die Erwartungen an den zweiten Deutschen sind enorm, bei den Hinterbänklern vom US-Rennstall Haas sind aber sicher keine Siege zu erwarten. Doch allein die Rückkehr des Namens Schumacher in die Formel 1 schürt viele Emotionen. «Alles, was jetzt passiert, ist spannend», sagte der 21 Jahre alte Sohn von Michael Schumacher, der sich seinen Aufstieg auch mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Formel 2 redlich verdiente: «Ich habe das Gefühl, dass ich mich gut auf alles vorbereitet habe.»
Bilder von Schumacher wird es am Dienstag nur wenige geben, der Young Drivers Test, der sich eigentlich an Formel-1-Neulinge richtet, findet ohne TV-Kameras statt. Für Ärger sorgte, dass auch Fernando Alonso auf die Strecke darf. Der 39-Jährige kehrt nach zwei Jahren Pause zu Renault zurück und kann dank eines Schlupflochs testen. Auch Vettel hatte versucht, erstmals für sein neues Team ins Cockpit zu steigen. Er bekam jedoch eine Abfuhr, weil er 2020 im Gegensatz zu Alonso als Stammfahrer mehr als zwei Rennen bestritt. Deswegen ging es noch am Sonntag zurück in seine Schweizer Wahlheimat. «Ich freue mich erst einmal darauf, nach Hause zu kommen», sagte Vettel.
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