Die renommierte «New York Times» ist auf einen Hochstapler hereingefallen, der sich als ehemaliger IS-Kämpfer ausgegeben hat.
Die Erzählungen des Kanadiers mit pakistanischem Hintergrund spielten eine wesentliche Rolle in einem Podcast der Zeitung namens «Caliphate» («Kalifat») über die Terrormiliz IS, der im Jahr 2018 veröffentlicht wurde. Am Freitag (Ortszeit) veröffentlichte die «New York Times» eine Mitteilung, in der die Zeitung einräumte, die Podcast-Episoden mit den Darstellungen des Mannes erfüllten nicht die journalistischen Standards der Redaktion.
Der Kanadier hatte in dem Podcast behauptet, in Syrien selbst schauerliche Verbrechen für den IS begangen zu haben. Der Chefredakteur der «New York Times», Dean Baquet, sagte, der Mann sei «ein Betrüger, der das meiste, wenn nicht alles, was er uns erzählt hat, erfunden hat». Es handele sich nicht um das Versagen eines einzelnen Reporters, sondern um ein institutionelles Versagen.
Die zuständige Reporterin für den Podcast, Rukmini Callimachi, veröffentlichte eine Erklärung auf Twitter, in der sie sich bei den Zuhörern dafür entschuldigte, was das Team versäumt habe und was falsch gelaufen sei. Sie sage zu, dies in Zukunft besser zu machen.
Nach Äußerungen des Kanadiers in mehreren Medien hatten kanadische Behörden Ermittlungen gegen den Mann aufgenommen. Im vergangenen September wurde er festgenommen wegen eines Schwindels im Zusammenhang mit terroristischen Taten. Gegen ihn läuft ein Prozess vor Gericht. Die kanadischen Behörden erklärten im September, ein Schwindel dieser Art könne Angst in der Bevölkerung auslösen und binde unnötig Ermittlungskapazitäten.
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