Johnson verkündet neuen nationalen Lockdown für England

Nach den Feiertagen hat die Corona-Pandemie in Großbritannien noch einmal an Fahrt zugelegt. Premier Johnson kündigt noch härtere Maßnahmen an. Die Hoffnung ruht auf Massenimpfungen. Dafür gibt es jetzt eine Möglichkeit mehr.

Wegen der deutlich steigenden Zahl an Corona-Infektionen hat die britische Regierung die Maßnahmen erneut stark verschärft.

«Wir müssen in England einen Lockdown verhängen, um die neue Corona-Variante in den Griff zu bekommen», sagte Premierminister Boris Johnson am Montagabend in einer Fernsehansprache. «Das bedeutet, dass Sie zu Hause bleiben müssen.» Das Haus dürfe nur noch für notwendige Aktivitäten wie Arztbesuche oder die Arbeit verlassen werden. Schulen müssen schließen. Johnson sagte, die Maßnahmen würden vermutlich bis Mitte Februar in Kraft bleiben.

Zuletzt hatte Großbritannien immer neue Rekorde bei Neuinfektionen und Patienten verkündet. Zuletzt habe es 20 Prozent mehr Todesfälle gegeben, sagte Johnson. Er machte vor allem die in Großbritannien entdeckte Mutante des Coronavirus verantwortlich. Sie sei 50 bis 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form. «Bleiben Sie zu Hause, schützen Sie den (Gesundheitsdienst) NHS, retten Sie Leben», sagte Johnson.

Indessen setzt Großbritannien im Kampf gegen die Pandemie nun zwei Impfmittel ein. Am Montag wurde der 82 Jahre alte Dialyse-Patient Brian Pinker aus Oxford in der dortigen Uniklinik als erster mit dem heimischen Vakzin der Uni Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca geimpft, wie der britische Gesundheitsdienst NHS mitteilte.

Großbritannien hofft vor allem auf die Wirkung der Massenimpfung. Bereits seit vier Wochen wird der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Pfizer eingesetzt. In der vergangenen Woche hatte Großbritannien dann auch dem Astrazeneca-Präparat eine Notfallzulassung erteilt.

Johnson beobachtete in London die Impfung der Krankenschwester Susan Cole. «Er fragte mich, wie ich mich gefühlt habe», sagte die 60-Jährige der Nachrichtenagentur PA. «Wir haben ein wenig darüber gesprochen, wie wichtig die Impfung nicht nur für den Menschen ist, sondern auch, um andere zu beschützen.»

In Oxford zeigte sich der Patient Pinker glücklich, die Dosis erhalten zu haben. «Ich freue mich so, heute die Covid-19-Impfung zu bekommen, und ich bin wirklich stolz, dass sie in Oxford erfunden wurde», sagte er der NHS-Mitteilung zufolge. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock bezeichnete den Impfstart mit dem Mittel als «unverzichtbaren Schritt» im Kampf gegen die Pandemie.

Der zweite Corona-Impfstoff, der im Land zum Einsatz kommt, hat einen großen Vorteil: Das Mittel aus Oxford kann bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden, was die Logistik deutlich vereinfacht. Zu Beginn stehen dem Land gut eine halbe Million Dosen zur Verfügung, die in Hunderten Krankenhäusern und Arztpraxen ab dieser Woche gespritzt werden sollen. In der EU ist der Impfstoff noch nicht zugelassen.

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