Der Brexit ist da. Nachdem es lange anders erhofft wurde, vor allem von Seiten vieler britischer wie auch europäischer Arbeitgeber und –nehmer, entschied das Referendum gegen den Verbleib in der EU. Politisch wie auch wirtschaftlich. Doch welche Folgen hat das eigentlich auf Arbeitsmärkte im In- und Ausland?
Welche Folgen hat der Brexit für den Arbeitsmarkt?
Folgenlos kann diese Entscheidung nicht sein, ist es schon jetzt nicht. Denn viele britische Arbeitgeber verlassen sich auf zusätzliche Fachkräfte aus Europa, besonders aus östlichen Ländern, nicht zuletzt zum Beispiel Ungarn. Gerade die dortigen Arbeitskräfte sind durch den Brexit verunsichert. Seitdem die Entscheidung fiel, ist die Zahl der ungarischen Arbeitskräfte, die sich verstärkt Arbeit im Vereinigten Königreich suchen, drastisch gestiegen.
Viele Ungarn bemühen sich der Eile wegen per Internet, in Großbritannien eine Anstellung zu finden, bevor der Brexit den dortigen Arbeitsmarkt für Ausländer schließt wie es die englische Politik vorsieht. Die ungarischen Fachkräfte spekulieren darauf, dass man auch unter dem Einfluss des Brexits eine Abschaffung der Arbeitserlaubnis nicht rückwirkend auf bereits eingewanderte Ausländer aus der EU anwenden werde, auch wenn Englands neue Premierministerin Theresa May eben genau das durchzusetzen versucht.
Für britische Unternehmen wäre dies ein herber Verlust. Wie weltweit in den letzten Jahren immer häufiger fehlt es auch in England an ausreichend qualifizierten Fachkräften aus dem Inland. Eben dieser Mangel muss durch ausländische Kräfte, nur allzu oft aus Osteuropa ausgeglichen werden. Würden diese ausländischen Kräfte jetzt durch den Brexit ausbleiben oder sogar die bereits vorhandenen aus Britannien ausgewiesen, dann würden in vielen britischen Unternehmen gravierende Lücken entstehen, die das Geschäft schädigen würden.
Dieser Umstand wird noch durch einen weiteren Faktor verstärkt: britische Fachkräfte, die das Inselkönigreich in Richtung EU verlassen wollen, weil sie innerhalb Britanniens nach der Entscheidung für den Brexit um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen. Noch, wenn auch nur für eine flüchtige Übergangsperiode bis zum endgültigen Auslaufen der bestehenden Verträge, ist Großbritannien ein Mitglied der EU, genießt also auch deren wirtschaftliche Vorteile. Aber das ist nach der Entscheidung zum Brexit kein sicherer Zustand mehr für Arbeitskräfte, die um ihren Lebensunterhalt fürchten müssen. Schon jetzt ist klar, dass sich die Bedingungen für Arbeitnehmer in England verschlechtern werden. Für Einwanderer aus der EU ebenso wie für die Briten selbst. Aber niemand kann sagen, wie erst das tatsächliche Ergebnis der Verhandlungen zwischen London und Brüssel aussehen wird. Deshalb sucht eine spürbar steigende Anzahl britischer Fachkräfte Arbeit im europäischen Ausland. Diese Entwicklung konnte von einigen Jobbörsen bemerkt werden, bei denen man neue Arbeit online suchen kann noch bevor man das eigene Land verlässt.
Hierbei ist aus britischer Sicht offenbar besonders Deutschland als Europas größte Volkswirtschaft attraktiv. Junge britische Arbeitskräfte strömen in Scharen aus dem Land, bereiten ihren Jobwechsel vor und finden in Deutschland eine breite Auswahl neuer, dank der EU-Richtlinien sicherer Arbeitsplätze. Und Deutschland heißt die neuen, gut qualifizierten Fachkräfte von der Insel gerne Willkommen, bedeuten sie doch eine Möglichkeit, dem hierzulande vorherrschenden akuten Fachkräftemangel entgegen zu wirken.