Jessica Rosenthal ist neue Chefin der Jusos

Als Nachfolgerin von Kevin Kühnert soll Jessica Rosenthal in große Fußstapfen treten. Sie verspricht mutige Visionen der Jusos – und will große statt kleine Rädchen drehen.

Die Jusos sehen sich nach der Neuaufstellung der SPD weniger als zuvor in der Rolle der Kritiker der Parteispitze. Zuletzt seien sie häufig so wahrgenommen worden, «diese Rolle hat sich durch den neuen Kurs der SPD aber massiv geändert», sagt die neue Juso-Chefin Jessica Rosenthal.

Ganz stromlinienförmig will die SPD-Jugend trotzdem nicht sein. «Die Jusos werden auf keinen Fall langweilig und brav», versprach Rosenthal. Die 28-Jährige wurde am Freitag mit 77,8 Prozent der Delegiertenstimmen zur Vorsitzenden gewählt.

Die Kritik der Jusos an der SPD-Spitze sei auch in den vergangenen Jahren nie Selbstzweck gewesen, betonte Rosenthal. Vielmehr sei die Jugend zu einem wichtigen Macht- und Gestaltungsfaktor in der Partei geworden. «Wir wollen Verantwortung übernehmen und gestalten, weil wir glauben, dass jetzt die Zeit ist, die großen Weichen zu stellen», betonte sie. Die junge Lehrerin will selbst für den Bundestag kandidieren – wie insgesamt rund 80 Jusos aus ganz Deutschland. «Hier ist eine Jugendbewegung auf dem Weg ins Parlament», sagte Rosenthal.

Nach der 15-jährigen Merkel-Ära der kleinen Schritte sei es nun an der Zeit, mutige Antworten zu geben. «Für uns junge Menschen ist der wichtigste Punkt überhaupt, dass wir endlich mal über die großen inhaltlichen Fragen sprechen und nicht immer nur am nächsten kleinen Mini-Rädchen drehen.» Dann könne sozialdemokratische Politik auch wieder begeistern.

Inhaltlich forderte Rosenthal etwa eine Ausbildungsgarantie – das Versprechen, dass jede und jeder mit einer guten Ausbildung das Fundament für seine berufliche Zukunft gießen könne. «Es braucht jetzt junge Perspektiven und wir als Jusos werden laut und deutlich genau diese Perspektiven einbringen, und zwar im Parlament», versprach sie.

Eine neue große Koalition lehnte Rosenthal entschieden ab. In den vergangenen vier Jahren sei dadurch die SPD-Politik verwässert und ausgebremst worden. Gewählt werde eine Partei aber nicht für den Blick zurück, sondern für die Zukunft. «Gerade deswegen fordern wir Jusos auch, dass sich die SPD inhaltlich mutig aufstellt», sagte sie.

So müsse jetzt ein Jahrzehnt der Investitionen beginnen. «Als Generation erben wir eben nicht nur Kontostände, sondern auch kaputte Straßen und Sportplätze. Wir können uns gute Schwimmbäder, Sportplätze und digitalisierte Schulen leisten, aber dafür brauchen wir einen Staat, der in unsere Zukunft investiert.» Mehr als die Grünen wolle die SPD zudem nicht nur die Klimakrise, sondern auch die «Gerechtigkeitskrise» im Blick haben. «Die SPD ist die einzige Partei, die beide Interessen miteinander verknüpft.»

Die 28-jährige Lehrerin will an der Juso-Spitze den linken Kurs ihres Vorgängers Kühnert fortsetzen. «Jede Zeit als Bundesvorsitzende hat ihre Herausforderungen», sagte sie. «Kevin Kühnert hat gerade in der NoGroKo-Zeit standhaft, klug und sachlich die Position der Jusos vertreten. Diesen Stil möchte ich fortsetzen.» Dabei werde sie sich an den Grundsatz der SPD-Jugend halten: Mutig Veränderung einfordern – auch von der eigenen Partei.

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