Horror-Crash in Berlin: Tote, ein Verdächtiger

Selbst erfahrene Berliner Rettungskräfte sagen, einen solchen Unfallort sehe man nicht so oft. Eine nächtliche Autofahrt junger Männer endet jäh. Der mutmaßliche Fahrer muss mit Konsequenzen rechnen.

Trümmerteile fliegen 100 Meter weit durch die Luft. Das vollbesetzte Auto kracht mit solcher Wucht gegen einen Baucontainer in Berlin-Treptow, dass es zerreißt und in Flammen aufgeht.

Bei dem Horror-Crash vom späten Dienstagabend sterben zwei junge Männer, einer sofort, der andere wenig später in einer Klinik. Ein dritter Mitfahrer liegt mit schwersten Brandverletzungen in einer Klinik. Er schwebe in Lebensgefahr, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit.

Der mutmaßliche Fahrer wurde ebenfalls verletzt. Im Krankenhaus wurde der 21-Jährige festgenommen, wie es weißer hieß. Gegen den mutmaßlichen Unfallverursacher wurde ein Haftbefehl antragt. Fahrlässige Tötung und ein illegales Kraftfahrzeugrennen mit tödlichem Ausgang legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last.

«Das war ein solches Verstörungsbild, das können Sie sich nicht vorstellen», sagte Dennis Passlack von der Berliner Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur. Das Autowrack, ein Toter im Wagen. «Drei Verletzte lagen auf dem Gehweg.» Nach mehreren Notrufen sei er mit seinen Kollegen zur Unglücksstelle nahe dem Treptower Park ausgerückt. Rund 80 Kräfte seien im Einsatz gewesen. «Am Unfallort funktionieren wir, der psychisch belastende Einsatz wird hinterher besprochen», fasste Passlack nüchtern zusammen, was selbst für gestandene Kräfte nicht alltäglich gewesen sei.

Noch waren etliche Fragen offen. Wurden die drei Insassen herausgeschleudert? Hat sie jemand herausgezogen? Oder kamen sie selbst aus dem Wagen? Laut Polizei hatte ein Fußgänger den Unfall beobachtet. Er habe einen Schock erlitten und musste betreut werden, sagte Feuerwehrsprecher Passlack.

Für die Ermittler stellt sich der Anfang des Horror-Unfalls laut Mitteilung bislang so dar: Der Wagen mit dem Quartett im Alter zwischen 19 und 21 Jahren rast gegen 22.40 Uhr auf der Straße Am Treptower Park, der Fahrer verliert vor einer Einmündung die Kontrolle über das Auto und kracht mit großer Wucht gegen Straßenbäume, bevor es zerbirst und ausbrennt.

Autorennen auf den Straßen der Hauptstadt sind keine Seltenheit. Von Oktober 2017 bis Oktober 2020 wurden nach damaligen Angaben des Berliner Strafermittlers Andreas Winkelmann 1500 Strafverfahren – auch gegen Unbekannt – eingeleitet. 300 Raser seien rechtskräftig verurteilt worden.

Winkelmann leitet die Spezialabteilung für Verbotene Kraftfahrzeugrennen bei der Berliner Amtsanwaltschaft. Nach seinen Erfahrungen sind es meist junge Männer zwischen 20 und 35 Jahren, die hochmotorisierte Wagen mieteten und nicht daran denken würden, bei einem «Stechen» erwischt zu werden oder andere zu gefährden. Viele Rennen auf meist kurzen Strecken würden nachts oder am Wochenende ausgetragen.

Winkelmann hatte wiederholt für einen Auto-Stufenführerschein plädiert. «Warum darf der Fahranfänger zunächst nicht nur einen 75-PS-Wagen fahren und erst fünf Jahre später ein höher motorisiertes Fahrzeug?»

Im Oktober 2017 wurden illegale Autorennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft. Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Zuvor gab es nur Geldbußen. Der neue Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein «verbotenes Kraftfahrzeugrennen» der Tod eines anderen Menschen verursacht wird.

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