Berliner Theatertreffen: Das ist die 10er-Auswahl

Die Theater sind seit Wochen wieder geschlossen, trotzdem hat eine Jury zehn Inszenierungen für das Berliner Theatertreffen ausgewählt. Bleibt die Frage: Wie viel Sinn macht ein Bühnenfestival in diesen Zeiten eigentlich?

Die Auswahl zum Berliner Theatertreffen steht. Die Jury hat diesmal wegen der Pandemie weniger Aufführungen sichten können als sonst. Erstmals sind auch zwei Produktionen eingeladen, deren Premiere online als Livestream stattfand.

Das gelte für «Der Zauberberg» am Deutschen Theater und das hybride Format «Show Me A Good Time» vom Künstlerkollektiv Gob Squad, sagte Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer am Dienstag.

Das Theatertreffen zählt zu den renommiertesten Bühnenfestivals. Es sucht jedes Jahr die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Schon die Einladung nach Berlin gilt als Auszeichnung in der Theaterszene.

Im vergangenen Jahr war das Festival wegen der Ausbreitung des Coronavirus ins Internet verlegt worden. Auch diesmal werde mit einer digitalen Variante im Mai geplant. Geprüft würden aber auch analoge Szenarien, sagte Büdenhölzer. Eine Verlegung ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Details sollen im März bekanntgegeben werden.

Am Dienstag wurde die 10er-Auswahl veröffentlicht. Doppelt vertreten ist das Deutsche Theater in Berlin mit Sebastian Hartmanns «Zauberberg» und Anne Lenks Inszenierung von «Maria Stuart». Auch das Schauspielhaus Zürich kommt zweimal vor, mit «Medea*» von Regisseurin Leonie Böhm und «Einfach das Ende der Welt» von Christopher Rüping.

Derzeit sind die Theater seit Wochen wieder geschlossen. Die Jury sichtete diesmal 285 Inszenierungen – in normalen Jahren seien es etwa 400 Inszenierungen, sagte Büdenhölzer. Die Jurymitglieder schauten diesmal auch mehr Videomitschnitte an. Sechs von zehn ausgesuchten Inszenierungen sind von Frauen. Das Theatertreffen will auch in Zukunft weiter auf eine Frauenquote von mindestens 50 Prozent setzen, die Vorgabe wurde entsprechend verlängert.

Auf die Liste schafften es diesmal auch «Automatenbüfett» von Anna Gmeyner in der Regie von Barbara Frey am Burgtheater Wien, «Reich des Todes» von Rainald Goetz in der Regie von Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und die Koproduktion «Graf Öderland – Eine Moritat in zwölf Bildern von Max Frisch» von Regisseur Stefan Bachmann am Theater Basel und dem Residenztheater München. Auch kleinere Produktionen sind ausgewählt.

Mit «NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+» gebe Marie Schleef Einblick in verschiedene Frauenleben, es ist eine Kooperation mit dem Ballhaus Ost Berlin, den Münchner Kammerspielen und dem Kosmos Theater Wien. Eine kleine und intime Arbeit ist aus Sicht der Jury «Scores That Shaped Our Friendship» von Lucy Wilke und Paweł Duduś, uraufgeführt in der Spielstätte Schwere Reiter in München.

«Das Theatertreffen 2021 ist das Zeugnis eines Ausnahmezustands», sagte der Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender. Festivalleiterin Büdenhölzer sagte, sie hätten sich auch mit der Frage beschäftigt, wie sinnvoll ein Theatertreffen in diesen Zeiten sei. Sie wollten aber das würdigen und auszeichnen, was stattgefunden habe. Ähnlich argumentierten Jurymitglieder.

«2020 war ein äußerst schwieriges Jahr für die Kunst- und Kulturszene», teilte Büdennhölzer mit. Gerade deshalb sei es ihnen wichtig, jene Inszenierungen und Projekte, die dennoch realisiert werden konnten, zu diskutieren und zu würdigen. «Und auch darüber zu sprechen, was möglich und was unmöglich war.» Ursprünglich war das nächste Theatertreffen vom 7. bis 23. Mai geplant. Ein neues Datum steht derzeit noch aus, weitere Planungen sollen folgen.

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