Bei einer Großkundgebung in der Stadt Mandalay im Norden Myanmars sind Berichten zufolge Schüsse gefallen. Das Nachrichtenportal «Frontier Myanmar» zitierte einen Reporter, wonach Polizisten und Soldaten auch wahllos in Häuser geschossen hätten.
Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren blutende Menschen zu sehen. Die Demonstranten verhielten sich den Berichten zufolge friedlich. Ob scharfe Munition oder Gummigeschosse benutzt wurden und ob es Tote gab, ist noch unklar. Videos auf Twitter zeigten durch die Straßen marschierende Polizei mit Schlagstöcken. Der Reporter berichtete auch von zahlreichen Festnahmen.
Zwei Wochen nach dem Putsch hatte die Junta am Wochenende angesichts der andauernden Massenproteste die Militärpräsenz massiv verstärkt. In der größten Stadt Rangun und in Mandalay waren zahlreiche gepanzerte Militärfahrzeuge unterwegs. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung der zivilen Regierung von Aung San Suu Kyi.
Myanmars entmachtete Regierungschefin bleibt indessen zunächst weiter in Gewahrsam. Ein für diesen Montag geplanter Gerichtstermin sei auf Mittwoch verschoben worden, zitierte das Nachrichtenportal «Frontier Myanmar» den Anwalt Khin Maung Zaw.
Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte ihn zum Verteidiger der 75-Jährigen und des ebenfalls festgenommenen Staatspräsidenten Win Myint ernannt.
Nach einem Treffen mit dem zuständigen Richter sagte Khin Maung Zaw, Suu Kyi und Win Myint würden am Mittwoch per Videolink dem Amtsgericht zugeschaltet. Er fügte hinzu, das Gericht habe seinen Antrag, die beiden Politiker zu vertreten, bisher abgelehnt. Berichten zufolge drohen der früheren Freiheitsikone und ihrem Mitstreiter bis zu drei Jahre Haft. Die Junta soll zudem die ohnehin strenge Strafgesetzgebung bezüglich Vorwürfen wie «Aufruhr» und «Hochverrat» verschärft haben, um härter gegen Politiker, Aktivisten und Demonstranten vorgehen zu können.
Suu Kyi droht nach dem Militärputsch eine Anklage wegen Verstößen gegen die Außenhandelsgesetze des Landes. Berichten zufolge sollen bei einer Hausdurchsuchung kurz nach dem Putsch Funkgeräte in ihrem Haus gefunden worden sein. Es werde geprüft, ob diese illegal ins Land gebracht worden seien, hieß es. Win Myint wird beschuldigt, gegen Corona-Auflagen verstoßen zu haben.
Die frühere Freiheitsikone war in der Nacht zum 1. Februar zusammen mit zahlreichen weiteren Politikern festgesetzt worden. Sie soll sich im Hausarrest befinden. Allerdings wurde sie seit nunmehr zwei Wochen nicht mehr gesehen. Versuche der amerikanischen Behörden, Kontakt mit ihr aufzunehmen, hatte das Militär abgelehnt. Ob Suu Kyi nach der Befragung auf freien Fuß kommt, ist unklar. In der Vergangenheit hatte sie bereits insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden.
Die Informationslage in der vergangenen Nacht war derweil schwierig, weil das Militär das Internet von 1.00 Uhr bis 9.00 Uhr morgens sperren ließ. Viele Bürger hatten davor in sozialen Netzwerken berichtet, Angst vor Festnahmen und Gewalt zu haben. Am Morgen sei das Internet weitgehend wiederhergestellt worden, teilte die Organisation Netblocks mit, die weltweit Internetsperren dokumentiert.
Am Sonntag hatte die Polizei in Myitkyina im Norden des Landes auf Teilnehmer einer Kundgebung geschossen. Auf Videos, die auf Twitter verbreitet wurden, war zu sehen, wie Menschen in Panik auseinanderliefen. Ob es dabei Verletzte gab und ob es sich um scharfe Munition oder um Gummigeschosse handelte, ist ebenfalls unklar.
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