Mit einem Sombrero auf dem Kopf hielt Alexander Zverev lächelnd die silberne Kürbis-Trophäe in den Händen. Im mexikanischen Acapulco hat Deutschlands bester Tennisspieler mit einem seltenen Sieg über Australian-Open-Halbfinalist Stefanos Tsitsipas seinen 14. ATP-Titel gefeiert.
Keine drei Wochen nach seinem schwachen Erstrunden-Aus in Rotterdam präsentierte sich der Hamburger in Mexiko in blendender Form und gewann das Endspiel gegen den an Nummer eins gesetzten Griechen 6:4, 7:6 (7:3).
Einen Aufreger wie am Tag zuvor mit dem leichten Erdbeben im deutschen Halbfinale gegen Dominik Koepfer musste Zverev diesmal nicht überstehen, aber wieder nach einem deutlichen Rückstand zurückkommen. Dank einer erfolgreichen Aufholjagd in einem spannenden Spielverlauf war es am Ende Zverev, der den typischen breitkrempigen Hut trug und sich das mexikanische Nationaltrikot für die Siegerehrung überstreifte.
«Ich kam hierher und hatte ein Ziel, das habe ich erreicht», sagte Zverev. Zwei Stunden und 17 Minuten benötigte der 23-Jährige für seinen ersten Finalerfolg in diesem Jahr. Fünf Duelle nacheinander mit dem Weltranglisten-Fünften Tsitsipas hatte er zuvor verloren.
Im Endspiel erwischte Zverev einen schlechten Start, lag nach einem Aufschlagverlust 1:4 zurück. «Ich habe am Anfang ziemlich schlecht begonnen, ich habe überhaupt nicht gut gespielt», sagte die Nummer sieben der Welt. «Ich musste mich ins Match kämpfen, und habe das gut gemacht, um den ersten Satz zu gewinnen.» Im zweiten Durchgang habe er «extrem gut» im Tiebreak gespielt. Er verwandelte seinen insgesamt dritten Matchball, seinen ersten hatte er bei 5:4 ausgelassen. «Ich bin glücklich, wie es gelaufen ist», sagte er und freute sich auch über die Atmosphäre in der mit Zuschauern gefüllten Arena.
Glücklich war er auch nach dem Halbfinale gewesen, als ihn selbst ein leichtes Erdbeben im Duell mit dem Schwarzwälder Koepfer nicht aufhielt. «Manchmal musst du sogar ein Erdbeben überstehen, um ein Finale zu erreichen», sagte Zverev nach dem 6:4, 7:6 (7:5), bei dem zu Beginn des zweiten Satzes kurz die Erde gebebt hatte.
«Ich wusste nicht, was passiert war. Und Dominik auch nicht», schilderte Zverev. «Ich glaube, die Lichter haben angefangen zu flackern und die Zuschauer haben es mehr gespürt als wir. Wir sind auf dem Platz herumgerannt und mussten einen Punkt ausspielen.» Mitten im Ballwechsel begannen die Fernsehkameras zu wackeln. Die Spieler ließen sich nicht beeindrucken – zumal Zverev später erzählte, dass er dies vor einem Jahr bei dem Turnier schon einmal erlebt habe.
Bei der mit 1,2 Millionen Dollar dotierten Hartplatz-Veranstaltung in Mexiko blieb der beste deutsche Tennisspieler in allen Partien ohne Satzverlust. Nun kann Miami kommen. Weil Novak Djokovic pausiert, um die Balance zwischen Tour- und Privatleben zu halten, Rafael Nadal noch seine Rückenprobleme auskuriert und Roger Federer einen Trainingsblock einlegt, zählt Zverev mit zu den Top-Favoriten. Am Mittwoch beginnt das Masters-Turnier in Florida. «Ich will jetzt erstmal fünf Minuten glücklich sein, dann beschäftige ich mich damit», sagte der Weltranglisten-Siebte.
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