Widerstand gegen Segnungsverbot Homosexueller wächst

Jede Segnungsform, die eine gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkenne, sei unzulässig, stellt der Vatikan klar. Die Kritik an der Entscheidung aus Rom wird immer lauter.

Unter den Katholiken in Deutschland wächst das Unbehagen über das Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare.

«Wir kritisieren, dass gleichgeschlechtlich liebende Menschen trotz anderslautender Bekundungen weiterhin diskriminiert werden», heißt es in einer Mitteilung des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn. In dem Komitee sitzen theologische Laien. Es sei verständlich, dass sich viele Menschen von der Kirche abwenden. Das vatikanische Papier stehe «im deutlichen Widerspruch zur Lebensrealität und zu der lebenszugewandten Botschaft Jesu». Auch die Diözesanräte von Aachen und Köln verurteilten die Entscheidung Roms.

Auch in Nürnberg formiert sich Widerstand. Gott lasse sich überall finden, «wo Menschen in Liebe und Treue miteinander verbunden sind und einander in Respekt begegnen», erklärten 15 Priester und Seelsorger in einer Stellungnahme am Sonntag. «Die Behauptung, dass diese Partnerschaften grundsätzlich sündhaft seien, ist theologisch unhaltbar, sie widerspricht unserem Auftrag als Seelsorger, Menschen an den wichtigen Stationen ihres Lebens zu begleiten und ihnen Gottes Segen zuzusprechen.»

Widerspruch gegen die Haltung des Vatikans gab es auch von Bischöfen. «Es kann nur misslingen, eine Diskussion beenden zu wollen», sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser am Freitagabend bei einer Diskussionsveranstaltung. «Das ist naiv und hat großen Schaden angerichtet. Wir müssen das als Bischöfe nach Rom tragen.»

Die römische Glaubenskongregation hatte am Montag klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen. Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne. Bischof Dieser sagte dazu, er verstehe nicht, «wie man in diesem Synodalen Prozess so einen Blattschuss setzen» könne. Damit bezog er sich auf den derzeitigen Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg. Dort geht es unter anderem um eine Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral.

Zuvor hatte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in einem Brief an alle Pfarreien im Bistum Essen eine «ernsthafte und zutiefst wertschätzende Neubewertung der Homosexualität» durch die katholische Kirche verlangt. In den zurückliegenden Tagen habe er zahlreiche Zuschriften von Seelsorgerinnen und Seelsorgern erhalten, die ihm ihre offene Ablehnung der Position des Vatikans übermittelt hätten.

Die kirchliche Lehre erfordere «dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität», so Overbeck. Die Erklärung der Glaubenskongregation habe viele Menschen mit einer homosexuellen Orientierung gekränkt und verletzt. Eine solche Position werde in der heutigen Zeit nicht mehr akzeptiert. Die Haltung der Gläubigen dürfe vom Vatikan nicht ignoriert werden.

Kritik kam auch vom Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose: «Wir wollen uns nicht auf diese sehr verengte und veraltete Sicht von Sexualität fixieren, sondern wir sehen liebende Menschen», sagte er. Zusammen mit dem Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm, der sich vor zwei Jahren öffentlich als homosexuell geoutet hatte, hatte Hose vergangenen Montag eine Unterschriften-Aktion gegen das Segnungsverbot gestartet. Knapp 2000 Menschen haben seinen Angaben zufolge bis zum Wochenende unterschrieben – die meisten von ihnen katholische Theologen, Priester, Ordensleute, Seelsorger, Pfarr- oder Gemeindereferenten.

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