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Games-Branche in Ungarn: Ein Umfeld mit Wachstumschancen?

Ungarns Spielebranche steht im Zeichen des Wachstums mit guten Prognosen für die nächsten Jahre. Das betrifft einerseits die wachsende iGaming-Branche, aber auch Indie-Games und allgemeine Entwicklungen von Computerspielen aller Art.

Person spielt auf Spielekonsole

Wie sich der Markt entwickelt, hängt zum einen von der Marktnachfrage ab und die ist in Ungarn derzeit groß. Andererseits braucht es aber auch genug Innovationen und kreative Köpfe, um Neuentwicklungen umzusetzen. Derzeit sieht alles danach aus, dass sich Ungarn zu einem wichtigen Gaming- und iGaming-Zentrum Europas entwickeln könnte. Lange Zeit litt Ungarn unter einem stagnierenden Markt, Publisher und Entwickler wählten andere, teils fortschrittliche Länder.

Glücksspielmarkt nicht mehr in staatlicher Hand

Für den iGaming-Markt war es eine der wichtigsten Veränderungen, dass das bis Ende 2022 geltende Monopol für Lotterien und Sportwetten im Jahr 2023 aufgehoben wurde. Damit war die Szerencsejáték Zrt. nicht mehr das einzige Unternehmen und der Markt wurde für seriöse Anbieter eröffnet.

Casinoangebote waren lange Zeit ebenfalls nicht frei zugänglich, sondern wurden über streng limitierte Konzessionen reguliert. Nur eine Handvoll Betreiber erhielten die Erlaubnis, landbasierte Casinos zu betreiben. Wer zusätzlich Online-Casinospiele anbieten konnte, brauchte eine stationäre Lizenz. Damit blieb der Markt stark abgeschottet.

Zum Wendepunkt kam es mit der Reform Anfang 2023. Das Monopol auf Online-Sportwetten fiel und erstmals durften damit auch private und ausländische Anbieter unter strengen Auflagen eine Lizenz beantragen. Voraussetzungen sind unter anderem nachweisliche Erfahrungen in einem europäischen Markt und erhebliche finanzielle Sicherheiten.

Für Ungarns Spieler ist damit die Attraktivität deutlich gestiegen, sie suchen vermehrt nach heimischen Angeboten, lernen Roulette Strategien für mehr Gewinnchancen und verlieren das Interesse an illegalen Märkten.

Die Zahlen sprechen für sich. 2025 verzeichnete Ungarn eine dynamische Entwicklung im Glücksspielbereich. Der Gesamtmarktumsatz liegt bei rund 1,56 Milliarden Euro, bis 2029 ist ein Wachstum von etwa 2,8 Prozent pro Jahr prognostiziert. Durch die Harmonisierung der Regulierung und die Marktliberalisierung hat Ungarn einiges dazu beigetragen, den Markt attraktiver zu gestalten.

Gaming-Branche in Ungarn ebenfalls auf dem Vormarsch

Weg vom Glücksspiel und hin zum klassischen Computerspiel zeigt sich, dass Ungarn auch hier Erfolge verzeichnen kann. Die ursprüngliche Entwicklung der ungarischen Gamingbranche ist bereits auf das Jahr 1980 zurückzuführen. Seinerzeit kämpften die Entwickler in einem Konkurrenzkampf darum, wer die billigsten Unterhaltungsmöglichkeiten entwickelte. Viele Entwickler waren selbst noch Studenten und nahmen an Programmierwettbewerben teil.

Ungarn wurde schnell zu einem günstigen Standort für Publisher und warb aktiv um Entwickler und Programmierer.

Die ersten Erfolgstitel aus Ungarn sorgten für weltweite Aufmerksamkeit, große Unternehmen wie Digital Reality Software und Gaijin Entertainment machten weltweit auf sich aufmerksam. 2025 wird im Video-Games-Markt mit einem Umsatz von rund 2,63 Millionen US-Dollar gerechnet.

Wachstum in Ungarn dank technologischem Aufschwung

Der Wachstumsmotor für den ungarischen Erfolg bleibt die technologische Weiterentwicklung. Der zunehmende Breitbandausbau und der flächendeckende Zugang zu Highspeed-Internet ermöglichen die Entwicklung und Nutzung brandneuer Gaming-Titel im Land. Schon 2023 wurde über das Wachstum von Ungarn in Richtung Hightechstandort berichtet und genau diese Grundlage sorgt für die Weiterentwicklung und den Fortschritt in der Gamingbranche.

Startups vs. bekannte Unternehmen der Branche in Ungarn

In Budapest hat das Unternehmen NeocoreGames seinen Sitz und ist im Bereich Rollenspiele einer der wichtigsten Marktführer. Weltweite Aufmerksamkeit erzielte das Unternehmen mit der Spielereihe „King Arthur“, für Furore sorgte außerdem die Coretech-Spiel-Engine, die aus der ungarischen Schmiede stammt.

Ein weiterer großer Player Ungarns sind die Zen Studios, die ihren Sitz in Budapest haben, aber sogar bereits in die Vereinigten Staaten expandiert sind. Interaktive Mitmachspiele wie Flipper gehören zum Portfolio des Anbieters. Titel wie Pinball FX und Zen Pinball stehen in App-Stores hoch im Kurs.

Einen dritten Akteur gibt es mit dem Primal Game Studio. Das Unternehmen wurde 2012 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Budapest. Rund 6o Mitarbeiter entwickeln gemeinsam immersive Spielewelten in verschiedenen Themenbereichen und Genres. Der Anbieter gibt selbst an, unabhängig zu agieren (englischsprachige Quelle) und sich von äußerem Druck zugunsten eines optimalen Spielerlebnisses unabhängig zu machen.

Die Indie-Branche zieht an

In Budapest sind vor allem große Publisher und Entwickler beheimatet, ungarnweit gibt es aber auch eine starke Indie-Szene, die sich weiterentwickelt.

Mit XREAL Games wurde ein Unternehmen gegründet, bei dem immersive VR-Titel im Mittelpunkt stehen. Soloentwickler Hitori De Productions konnte Ungarns Zocker mit dem Horror-Titel „Supernormal“ fesseln und begeistern.

Standorte außerhalb Budapest gewinnen an Attraktivität

Obwohl gerade kleinere Entwickler auch außerhalb der Hauptstadt agieren, bleibt Budapest das Kernzentrum. Hier lebt etwa ein Fünftel der ungarischen Bevölkerung und die Infrastruktur ist bestens ausgebaut.

Interesse besteht außerhalb Budapests an Städten wie Debrecen, wo mit DogByte Games ein namhaftes Unternehmen sitzt. Wachstum ist auch in Szeged denkbar, da sich hier immer mehr Entwickler und Zocker niederlassen. Vorteil hier sind die geringen Lebenshaltungskosten, Nachteil die weniger stark ausgebaute Infrastruktur (verglichen mit Budapest). Daran soll sich aber schon bald etwas ändern, Szeged investiert stark in den Fortschritt.

So fördert die Stadt Unterhaltungszentren und möchte für Entwickler, aber auch Gamer regionale Zentren für die Netzwerkentwicklung schaffen.

Private und staatliche Förderungen für Entwicklung

Ungarn setzt auf eine Kombination aus staatlicher Förderung und Unterstützung aus privater Hand. Um Entwickler hervorzubringen, braucht es solide Ausbildungen und Erfahrungen, die dem neuesten Kenntnisstand entsprechen. Universitätsprogramme und Schulungen richten sich gezielt an potenzielle Programmierer, die sich für die Spieleentwicklung interessieren.

Kunst, Design, aber auch spezifischere Themen wie der Unreal-Editor des Klassikers Fortnite und diverse Programmierkurse werden angeboten.

Ungarn verfolgt damit den Ansatz, dass erfahrene Programmierer mit Interesse an der Gamesindustrie nicht ins Ausland gehen müssen, um dort ausgebildet zu werden. Ungarn möchte seine Fachkräfte halten und ihnen die Möglichkeit geben, sich vor Ort zu entwickeln.

Auch wenn es wichtigere Akteure in Europa gibt, stehen die Prognosen für Ungarn gut. Die iGaming-Branche hat bereits gezeigt, wie stark das Wachstum ist. Besonders spannend zeigt sich auch die hohe Nachfrage nach mobilen Games. Rund 70 Prozent der Menschen in Ungarn möchten auf dem Smartphone unterhalten werden. Durch staatliche Investitionen, vielfältige Unterhaltungsangebote und hohe Nachfrage sieht es für die Gaming- und iGaming-Branche Ungarns derzeit rosig aus, was auch Investoren interessieren dürfte.