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Salomvár und der Traum vom Thermalbad

13 Jahre vergeblicher Kampf – der Bürgermeister trat zurück

Salomvár verlor 10 Hektar erschlossenes Gelände und den Bürgermeister bei dem 13 Jahre lang währenden Kampf um den Bau des geplanten Thermalbades.

Zwei Tage vor Weihnachten trat der Bürgermeister von Salomvár zurück. István Vásár, der seit 1990 an der Spitze des Dorfes Salomvár im Komitat Zala stand, in dem 620 Einwohner wohnen, fasste auf anderthalb Seiten die Gründe seines Schrittes zusammen und brachte darin seine Verbitterung zum Ausdruck, obwohl es doch ausgereicht hätte, ein einziges Wort hinzuschreiben: Thermalbad. Die Dorfbewohner hätten auch dann verstanden, dass er wegen des 13 Jahre lang währenden, vergeblichen Kampfes um das Thermalbad, wegen der verlorenen Felder und des verloren gegangenen Traums zurücktritt.
Laut István Vásár begann die Geschichte des nicht gebauten Thermalbades von Salomvár im Jahre 1972. Wie er erzählt, suchte ein Unternehmen am Rand der Gemeinde nach Öl. Statt auf Öl stieß man auf 92 ºC heißes Thermalwasser, deshalb wurde der Brunnen wieder geschlossen. Zwanzig Jahre später erwähnte ein Ortsansässiger dem Bürgermeister gegenüber den fast vergessenen Brunnen. István Vásár ließ das Wasser sofort untersuchen und dabei stellte sich heraus, dass es auch jetzt noch heiß und darüber hinaus reich an Mineralien ist und über eine heilende Wirkung verfügt. Der Bürgermeister, der in seinem Vorleben Wasserinstallateur gewesen war, setzte sich sofort in den Kopf, dass ein Thermalbad gebaut werden muss und dass das Dorf auf diese Weise zu Einnahmen kommen kann. Als die Nachricht von dem Thermalwasser in Salomvár bekannt wurde, gab es viele Interessenten, die in dem Bau des Thermalbades ein gutes Geschäft witterten.

„Das Dorf erhielt dutzende von Versprechen doch es gab keinen Investor, der mit der Arbeit begonnen hätte“, sagt der Bürgermeister und fügt hinzu: „Aus eigener Kraft wäre das Dorf nicht in der Lage gewesen, die Milliardeninvestition in Angriff zu nehmen, denn das Budget des Dorfes deckt immer gerade die Ausgaben. Auch im vergangenen Jahr musste man mit weniger als 100 Millionen Forint auskommen.“

Trotz der Misserfolge versteifte sich István Vásár darauf, das Vorhaben zu verwirklichen, und schlug vor, dass das Dorf ein Grundstück kaufen solle, dorthin könne das Thermalwasser geleitet werden. Er hoffte, dass Salomvár auf diese Weise attraktiver für Investoren wird. Die Gemeindevertreter unterstützten den Plan und wählten die Spitze des nahe gelegenen Cigány-Berges als Bauplatz aus. Die Dorfbewohner – darunter der Bürgermeister – kauften auf die Entschädigungsscheine dort Grund und Boden und tauschten diesen bei der Selbstverwaltung gegen Gärten um. Die Gemeinde erwarb auf diese Weise 15 Hektar Gelände auf dem Cigány-Berg. Danach wurde das Grundstück langsam erschlossen, wie es das knappe Budget des Dorfes gerade gestattete. Die Investition erwies sich als eine gute Idee: Im Jahre 1998 einigte sich die Selbstverwaltung mit einem Hévízer und einem Zalaegerszeger Unternehmer über den Bau des Bades und gemeinsam wurde mit einer 10-prozentigen Beteiligung der Selbstverwaltung die Harkály-Therm Kft. gegründet.

„Mit der Arbeit wurde begonnen, doch noch nicht einmal die Fundamentierung des Empfangsgebäudes war abgeschlossen, als die Unternehmer mitteilten, dass sie keinen Kredit bekämen und deshalb gezwungen wären, die Bauarbeiten abzubrechen“, sagt István Vásár. Dem setzte die Krone auf, dass 10 Hektar des Geländes auf dem Cigány-Berg laut dem mit den Investoren abgeschlossenen Vertrag im Tausch für die Investition in den Besitz der Investoren überging. Wegen der Besitzverhältnisse der dortigen Grundstücke wurde aus den zwischen dem Bürgermeister und den Investoren Jahre dauernden Auseinandersetzungen fast ein Prozess, bis 2003 ein neuer Investor auftauchte, der für alles eine Lösung versprach. Zoltán Pataki verpflichtete sich, das Bad zu bauen und die früher beteiligten Unternehmer auszuzahlen. Er erwarb den Geschäftsanteil eines der früheren Eigentümer der Harkály-Therm Kft. und wurde Geschäftsführer – erinnert sich der frühere Bürgermeister an den Investorenwechsel.
Das war vor mehr als einem Jahr, doch auf dem Cigány-Berg tat sich bisher nichts. Nur die vor sieben Jahren angelegten und heute schon auseinanderbröckelnden Fundamente und ein von Unkraut überwucherter Ziegelhaufen zeigen, wo sich die Einwohner von Salomvár ihr Bad erträumten.

„Wir vertrauten Pataki genauso, wie den beiden vorigen Unternehmern, doch auch über ihn stellte sich heraus, dass er nur Versprechungen macht. Wir erfuhren erst später, dass er schon seit fünf Jahren das Bad in Balatonszemes plant. Heute möchte er in Salomvár statt des Bades lieber ein Altenheim bauen, noch dazu nicht auf dem Cigány-Berg, sondern auf einem anderen Grundstück“, sagt István Vásár.

Wie viel kostete die Selbstverwaltung der Erwerb und die Erschließung des Geländes? Warum probierte die Selbstverwaltung nicht, das Grundstück von den ihre Versprechungen nicht einhaltenden Unternehmern zurückzubekommen? Wie viel verlor das Dorf bisher durch das Vorhaben, ein Bad zu bauen? – möchte man den Bürgermeister fragen, doch der hebt die Hände und sagt:
„Nicht das Land, die bisher investierte Arbeit und das Geld sind der größte Verlust, sondern die Tatsache, dass kein Bad gebaut wird, damit hätte Salomvár aus der Armut ausbrechen können. Die Gemeindevertretung glaubt nach soviel Betrügereien immer noch den uns an der Nase herumführenden Unternehmern, deshalb trat ich zurück.“

Wen man auch im Dorf nach dem Bad, dem Rücktritt des Bürgermeisters, den das Thermalbad versprechenden Unternehmern fragt, statt eine Antwort zu erhalten nur Schweigen. Auch der Mann, der den Tausch des Bodens organisierte, um auf dem Cigány-Berg das Gelände zu erwerben, äußert sich nicht. Unter den fünf Mitgliedern des Gemeinderates gibt es nur zwei, die bereit sind, das Vorgefallene zu kommentieren. Auch sie möchten nicht namentlich genannt werden und sagen nur soviel: Bis jetzt hatte das Dorf zwar kein Glück, aber Salomvár wird sein Bad noch bekommen! Die zwei früheren Gemeindevertreter, die teilweise wegen der Schwierigkeiten bei der Badinvestition von ihrem Posten zurücktraten, sind nicht einmal bereit, eine so kurze Erklärung abzugeben. Csaba Andalics, der Notar des Dorfes, sagt auf Nachfrage nur, dass er nur über die wegen des Rücktritts von István Vásár nötig gewordene Bürgermeister-Wahl sprechen kann, doch auch darüber nicht viel, weil der Zeitpunkt der Wahl noch nicht angesetzt ist. Trotz mehrfachen Versuchs weisen die den Bau des Bades seinerzeit versprechenden Zalaegerszeger und Hévízer Unternehmer sämtliche Anfragen zurück.

Zoltán Pataki, der neueste Investor in Salomvár, antwortet auf einige Fragen. Nach Aussage des in Balatonszárszó lebenden Mannes ist er Teilhaber einer Schweizer Investorengruppe und hat schon in der Ukraine und in Kroatien Milliardeninvestitionen getätigt, weitere Einzelheiten wollte er allerdings nicht verraten. Über die Pläne in Salomvár sagte er nur: „420 Millionen Forint habe ich investiert, zuerst baue ich ein vor allem ältere Deutsche aufnehmendes Altenheim, dann beginne ich teilweise mit dem Gewinn dieser Investition mit dem Bau des Bades, des Hotels und des Campingplatzes. Insgesamt geht es um eine Investition in Höhe von 16 bis 18 Milliarden Forint.“

Auf die Frage, wann die Arbeit aufgenommen wird, kann der Mann nicht antworten. Er ist auch wortkarg, als man ihn nach den Vorwürfen des Bürgermeisters und nach der Investition in Balatonszemes fragt. Dort wurde die Investition wegen eines Fehlers der Selbstverwaltung vereitelt, aus der Sache kann noch ein Prozess werden – antwortet Zoltán Pataki.

In Salomvár gehört der größte Teil des Grundstückes, auf dem man das Bad bauen wollte, nicht mehr der Selbstverwaltung. An Versprechungen herrscht allerdings auch weiterhin kein Mangel. Das Dorf ist jetzt genauso weit wie vor 13 Jahren, als sich István Vásár in den Kopf setzte: Es muss ein Thermalbad gebaut werden!