Langfristig sinnvolle Kompromisse

Veszprémer Krankenhaus muss eine halbe Milliarde Schulden abbauen

„Nicht nur das Krankenhaus des Komitatssitzes muss in Ordnung gebracht werden, sondern auch das veraltete institutionelle System des Gesundheitswesens im Komitat muss umstrukturiert werden“, erklärte der ehemalige Gesundheitsminister Jenö Rácz, der Anfang Juli die Leitung des Veszprémer Krankenhauses übernahm, auf Nachfrage.

In Veszprém war schon lange vor den Parlamentswahlen Gesprächsthema, dass Jenö Rácz, der Gesundheitsminister des ersten Gyurcsány-Kabinetts – unabhängig vom Ausgang der Wahl – seinen Ministersessel gegen den Direktorenstuhl des Veszprémer Csolnoky Ferenc Krankenhauses eintauscht. Die die medizinische Einrichtung unterhaltende Komitatsselbstverwaltung ernannte den Ex-Minister zum ersten Juli zum Direktor des Krankenhauses.

„Und dennoch habe ich bis zum letzten Augenblick darauf hingearbeitet, dass ich auch im neuen Regierungszyklus Minister bleibe“, äußert Rácz Jenö. „Das Kapitel Gesundheitswesen des Regierungsprogramms arbeitete ich auch zum großen Teil aus, doch schließlich gingen die Koalitionsverhandlungen so aus, dass das Ministerium an den SZDSZ fiel. Seitdem erhielt ich von mehreren Seiten Stellenangebote, beispielsweise vom Kecskeméter Krankenhaus, doch für mich persönlich war das Veszprémer Krankenhaus am interessantesten, wo gerade die Stelle des Direktors vakant war. Ein großer Teil meiner Verwandtschaft lebt übrigens in der Umgebung von Veszprém, ich hatte schon lange vor, hierher zu ziehen, das zeigt auch, dass ich vor einem Jahr ein Haus in der Stadt kaufte.

Obwohl der vorige Leiter der Institution schon im Februar zurücktrat, ließ sich die Komitatsselbstverwaltung Zeit mit der Ausschreibung des vakanten Postens. Die Bewerbungsfrist lief gerade in den Tagen nach der Regierungsbildung ab und es überrascht auch nicht, dass es außer Jenö Rácz keine weiteren Bewerber gab. Vielsagend ist auch, dass der ehemalige MSZP-Minister in der übrigens politisch stark gespaltenen Komitatsversammlung nur eine Gegenstimme erhielt.

Diese Umstände hängen alle mit der Tatsache zusammen, dass das mit einer halben Milliarde Schulden kämpfende Komitatskrankenhaus tief in der Klemme steckt und um den Konkurs abzuwenden, ein striktes Stabilisierungsprogramm durchführen muss, was die Komitatspolitiker – unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit – nur einem über eine starke Hand verfügenden, erfahrenen Fachmann zutrauen.

Jenö Rácz antwortete auf Nachfrage, dass er die Zustandsermittlung des im vergangenen Jahr zum Konkursbeauftragten ernannten Gábor Kató sowie den damit verbundenen Maßnahmeplan kennt, den im Februar dieses Jahres übrigens auch die Komitatsselbstverwaltung als Betreiber des Krankenhauses bestätigte. Mit Hilfe des auf den Abbau der Schulden angelegten Programms müssen in der mit 7,2 Milliarden Forint wirtschaftenden Institution in Zukunft pro Jahr die Ausgaben um 5 Prozent gesenkt werden. Zu den dringenden Maßnahmen gehört ein geringfügiger Personalabbau, der jedoch nicht die Ärzte und das Fachpflegepersonal betrifft. Eine Verschärfung ist auch in der Material- und Medikamentenwirtschaft zu erwarten.

„Die im Programm festgelegten Maßnahmen müssen wir umsetzen, doch das ist nicht genug, um das finanzielle Gleichgewicht wiederherzustellen“, stellt Jenö Rácz fest. „Neben der Senkung der Ausgaben müssen wir auch neue Einnahmequellen erschließen. Beispielsweise werden wir die Leistungen unserer Küche und der Wäscherei in Zukunft zu Marktpreisen verkaufen. Im nächsten Jahr wird das neue Onkologie-Zentrum eröffnet, wo wir zu den entsprechenden Gegenleistungen auch ausländische Patienten erwarten.“

Für den neuen Krankenhausdirektor ist jedoch die finanzielle Konsolidierung des Krankenhauses noch nicht ausreichend: Es müssen auch zahlreiche fachlich-strukturelle Probleme gelöst werden. Er fügte hinzu, dass diese Probleme, die sich aus der unwirtschaftlichen Struktur ergeben, nicht nur das Veszprémer Krankenhaus betreffen, das institutionelle System des gesamten Komitats ist veraltet.

„Im Komitat werden gegenwärtig 12 selbständige Institutionen betrieben, was langfristig nicht so bleiben kann“, sagt Jenö Rácz. „Diese Krankenhäuser stimmten bisher ihre Tätigkeit nicht ab, so dass sich Überschneidungen ergeben, die eine wirtschaftliche Betreibung unmöglich machen.“

Jenö Rácz sagte, dass das medizinische Versorgungssystem des Komitats von Grund auf geändert werden muss. Mit der Zusammenarbeit der Selbstverwaltungen als Eigentümer müssten drei größere Wirtschaftseinheiten geschaffen werden, am besten drei geschlossene Aktiengesellschaften gegründet werden. Die drei Zentren könnten Veszprém, Ajka und Pápa sein, die kleineren Krankenhäuser würden sich diesen Städten anschließen. Nach der umfassenden Reform könnten die einzelnen Institutionen des Gesundheitswesens die Bevölkerung des ganzen Komitats mit einem für sie festgelegten Profil versorgen. So könnte sich das onkologische Zentrum beispielsweise in Veszprém befinden, in Balatonfüred das kardiologische Zentrum, in Várpalota ein Zentrum, in dem eintägige chirurgische Eingriffe vorgenommen werden, in Farkasgyepü das Zentrum für Lungenheilkunde und in Sümeg die Psychiatrie.

Jenö Rácz fürchtet nicht, dass die betroffenen Selbstverwaltungen und die Leitungen der Krankenhäuser sich einer umfassenden Strukturreform verschließen. Wie er sagt, ist der derzeitige Zustand auf lange Zeit nicht finanzierbar und die aus dem Zusammenwirken geborenen sinnvollen Kompromisse könnten langfristig die Probleme des medizinischen Versorgungssystems des Komitats Veszprém lösen.