Ungarns Sozialisten haben am Sonntag den Parteilosen Gordon Bajnai als Kandidaten für das Amt des Regierungs-Chefs gewählt. Für ihn stimmten 93 Prozent der Parteitagsdelegierten, meldet die Nachrichtenagentur MTI.. Nach Ostern soll er vom Parlament mit Unterstützung der Freien Demokraten als Nachfolger des glücklosen und nach fünfjähriger Amtszeit unpopulärsten Politikers des Landes, Ferenc Gyurcsány, auf dem Wege eines konstruktiven Misstrauensvotums zum neuen Ministerpräsidenten gekürt werden. Das Amt des Parteichefs, das Gyurcsány ebenfalls niedergelegt hatte, übernahm Ildikó Lendvai, für die 91 Prozent der Delegierten votierten.
Am Nachmittag hatten etwa 25 000 Menschen am Budapester Heldenplatz in einem Aufruf unter anderem vorgezogene Neuwahlen, die Wiederherstellung der Sauberkeit des öffentlichen Lebens sowie „den Schutz von Heim und Boden in Ungarn“ gefordert. Die Wahl Bajnais zum Ministerpräsidenten müsse verhindert, Gyurcsány und er für die Zerstörung des Landes zur Rechenschaft gezogen werden. Der Aufruf wurde an die Adresse von Präsident László Sólyom am Präsidentenpalast übergeben.
Am Abend zogen etwa anderthalb Tausend Menschen von der Kundgebung zum Kossuth-Platz vor dem Parlament, wo sie ein starkes Polizeiaufgebot erwartete, Es kam zu keinen nennenswerten Zusammenstößen.