Roma-Morde in Ungarn: Polizei präsentiert Aufklärung

Die seit mehr als einem Jahr anhaltende Serie von Morden an Roma in Ungarn scheint gestoppt. Das Nationale Ermittlungsbüro, das mit 120 Ermittlern an der Lösung der aufsehenerregenden Verbrechen mit rassistischem Hintergrund arbeitete, erwartet im Moment keine weiteren Tatverdächtigen. Es legt sich damit auf die vier inhaftierten Männer im Alter zwischen 28 und 42 Jahren fest, die am vergangenen Freitag in einer konzertierten Polizeiaktion in einem Nachtklub der ostungarischen Komitatsstadt Debrecen gefasst wurden. Das teilte das Ermittlungsbüro am Montag in Budapest mit.

Bei den Ermittlungen soll die Serie von Verbrechen aufgeklärt werden, die an insgesamt neun Tatorten begangen wurden. Dabei gab es sechs Todesopfer und fünf Verletzte. Darüber hinaus war das Leben von 55 Menschen bedroht.

Zwei der Tatverdächtigen bringt die Polizei mit den Anschlägen an allen neun Tatorten in Verbindung. Zwei weiteren wird die Beteiligung an jeweils einem Mordanschlag vorgeworfen. Bei dem einen in Galgagyörk wurden zwar mehrere Schüsse auf ein Einfamilienhaus abgegeben, es kam aber niemand zu Schaden. Bei dem anderen in Tiszalök wurde nur ein Schuss abgegeben und damit ein Mann niedergestreckt, der gerade aus seinem Haus trat.

Die Mitarbeiter des Nationalen Ermittlungsbüros konnten die Tatverdächtigen durch Datenanalysen und andere Ermittlungsmaßnahmen aufspüren. Unter anderem prüften sie das Material von 1300 Gewalttaten, holten in mehr als 100 Fällen Expertenmeinungen ein und sichteten vier Millionen Daten aus dem Telefonverkehr. Rund 1,5 Millionen Angaben über Kraftfahrzeuge wurden geprüft. An mehreren Tatorten wurden DNA-Spuren gesichert, die mit der DNA von zwei Tatverdächtigen übereinstimmen.

Hausdurchsuchungen nach den Festnahmen brachten mehrere Schusswaffen sowie 140 Stück Munition unterschiedlichen Typs, Kalibers und verschiedener Produktion zu Tage. Die Waffen weisen mit den bei den Morden verwendeten Übereinstimmung auf. Die Untersuchungen durch Experten dauern jedoch noch an.

Außerdem wurde Kartenmaterial beschlagnahmt. Darauf waren die Orte früherer Anschläge sowie andere Schauplätze gekennzeichnet, sagte der Chef des Ermittlungsbüros, Attila Petőfi. Die mutmaßlichen Täter kommen aus Debrecen und Umgebung, sind Konditor, Soldat und Tontechniker von Beruf.