Der FC Bayern München hat in hektischen letzten Stunden auf dem Transfermarkt noch einmal kräftig zugeschlagen.
Ex-Bayer Douglas Costa (30) kehrt drei Jahre nach seinem Wechsel zu Juventus Turin wieder zum deutschen Fußball-Rekordmeister zurück. Champions-League-Finalgegner Eric Maxim Choupo-Moting (31), U21-Europameister Marc Roca (23) und aller Voraussicht nach der Franzose Bouna Sarr (28) sind neu im Kader des zuletzt etwas wackligen Allesgewinners. Bei Sarr, der am Montag schon am Vereinsgelände weilte, stand der Vollzug zunächst noch aus.
Nach vier Toren des phänomenalen Robert Lewandowski beim verrückten 4:3 gegen Hertha BSC freute sich Trainer Hansi Flick, dass er mit dem nächsten Viererpack den Wunsch nach neuem Personal erfüllt bekam. Chefeinkäufer Hasan Salihamidzic war mit seinen Deals kurz vor Ladenschluss sehr zufrieden. Der Sportvorstand hob die «internationale Erfahrung» von Choupo-Moting, einen «großen Mehrwert» durch den jungen Roca und nach dem Zugang des bereits von 2015 bis 2017 bei Bayern spielenden Costa die «top besetzte» Flügelpositionen hervor.
«Super, super happy» macht Flick das ersehnte Ende der 83 Tage langen zweiten Transferperiode. Endlich hat er «einen Überblick» über sein aufgefrischtes Starensemble, endlich kann er sich von Dienstag an «auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind». Flick plant nach kniffligem Saisonbeginn den Neustart mit seinen Champions.
«Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen, da müssen wir noch ein Stück weit daran arbeiten», sagte der 55-Jährige nach dem Zittersieg gegen die Berliner in der Nachspielzeit. «Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, ist nicht bayern-like.»
Ungewöhnlich für die Bayern war in herausfordernden Corona-Zeiten auch das Agieren auf dem Transfermarkt. Erfolgreiche Verpflichtungen auf den letzten Drücker wie die von Mark van Bommel (2006), Arjen Robben (2009), Javi Martínez (2012), Xabi Alonso (2014) oder Kingsley Coman (2015) gab es immer wieder. Doch eine Vielzahl wie in diesem Jahr ist neu.
Der Brasilianer Costa, der damals für 40 Millionen Euro nach Turin wechselte, ist wie einst hinter Robben und Franck Ribéry bei Bayern für ein Jahr als Leihspieler wieder als Flügel-Ersatz vorgesehen. Allerdings ist er nach dem wieder nicht geglückten Wechsel von Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) nicht die Top-Lösung. Costa wurde einst von Uli Hoeneß als «ziemlicher Söldner» bezeichnet, Er selbst denkt an eine «wunderbare Zeit» zurück – und will «wieder Titel erreichen».
Der Deutsch-Kameruner Choupo-Moting ist ein vermutlich klagloser Lewandowski-Backup. Er verspürte nach der Unterschrift unter einen Einjahresvertrag «ein schönes Gefühl». Trotz seines entscheidenden Tores für Paris auf dem Weg ins Finale gegen Bayern hatte er bei PSG keine Zukunft mehr. Der FC Bayern ist die fünfte Profi-Station des gebürtigen Hamburgers in Deutschland.
Länger als mit Choupo-Moting planen die Münchner mit dem für geschätzte neun Millionen Euro von Espanyol Barcelona verpflichteten Roca. Mit dem Fünfjahresvertrag bei Bayern geht für ihn «ein Traum in Erfüllung». Nach dem Abgang von Thiago (FC Liverpool) soll der 23-Jährige im defensiven Mittelfeld eine Kaderlücke schließen. Sarr (Olympique Marseille) ist der schon lange gesuchte Rechtsverteidiger für den Platz hinter Frankreichs Weltmeister und Landsmann Benjamin Pavard. Wechselt im Gegenzug Michaël Cuisance nach Marseille?
Die Neuzugänge will Flick möglichst schnell integrieren. Das Debüt lockt am 15. Oktober in der verlegten ersten Pokalrunde gegen Fünftligist 1. FC Düren, zwei Tage später folgt das Liga-Spiel bei Arminia Bielefeld. Beim Champions-League-Auftakt am 21. Oktober gegen Atlético Madrid sind die Bayern dann ungleich härter gefordert.
«Auch wenn du müde und nicht bei 100 Prozent bist, kannst du Leistung bringen. Robert Lewandowski ist auch nicht bei 100 Prozent und macht vier Tore», sagte Flick nach der Tor-Show der Münchner «Lebensversicherung». Neun Gegentreffer in einer Woche missfielen Flick, dafür imponierte ihm die Mentalität seiner Stars. Die Titelhelden dieses Jahres gingen kritisch mit sich um. Leon Goretzka monierte, dass man nach den vielen gefeierten Erfolgen nun bei einer Führung «den Fuß zu früh vom Gaspedal nimmt».
Da könnte die vollzogene weitere Kader-Auffrischung nach den lange feststehenden Zugängen von Leroy Sané (24), Alexander Nübel (24) und Tanguy Nianzou (18) für neuen Schwung sorgen. «Wir haben Weltklasse-Spieler hier, die haben auch ihre Ziele, genauso wie der Trainer. Wir wollen Spiele und Titel gewinnen», sagte Flick.
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