Konfliktparteien in Berg-Karabach drohen mit neuen Gefechten

Die Türkei stärkt in den Gefechten im Südkaukasus seinem Verbündeten demonstrativ den Rücken. Die beiden Konfliktparteien zeigen sich alles andere als versöhnlich. Es gibt neue Angriffe.

In den seit mehr als einer Woche andauernden Kämpfen in der Unruheregion Berg-Karabach im Südkaukasus zeichnet sich kein schnelles Ende des Blutvergießens ab.

Aserbaidschans Verteidigungsminister Zakir Hasanov wies an, die «zielgerichtete und konsequente Zerstörung feindlicher Streitkräfte» fortzusetzen.

Das teilte sein Ministerium in der Hauptstadt Baku mit. Auch die Behörden von Berg-Karabach drohten im Falle weitere Angriffe mit Vergeltung. Unterdessen sicherte die Türkei ihrem Verbündeten Aserbaidschan abermals weitere Unterstützung zu.

Dazu reiste der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach Aserbaidschan zu Gesprächen mit seinem Kollegen Jeyhun Bayramov. Er rief dabei die internationale Gemeinschaft zu Solidarität mit Aserbaidschan auf. «Armenien und Aserbaidschan auf gleicher Höhe zu halten oder diesen zwei Ländern auf gleiche Weise zu begegnen, bedeutet, die Besatzer zu belohnen», sagte er.

Die Türkei steht auf der Seite Aserbaidschans. Armenien sieht dagegen Russland als Schutzmacht. Der seit Jahrzehnten dauernde Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken war vor mehr als einer Woche eskaliert. Seither kommt es zu den schwersten Gefechten seit Jahren. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld daran.

Bayramov unterstellte Armenien eine «terroristische Mentalität», weil das Land zivile Ziele angreife. Armenien wirft Aserbaidschan im Gegenzug etwa vor, Wohngebiete in der Hauptstadt Stepanakert beschossen zu haben. Auf aserbaidschanischer Seite seien bisher 27 Zivilisten getötet und 143 schwer verletzt worden, sagte Bayramov.

Am Dienstag dauerten die Gefechte an, allerdings zunächst weniger intensiv als in den Tagen zuvor. Am Nachmittag meldete Aserbaidschan, dass es schwere Angriffe an der südlichen Frontlinie unweit zur iranischen Grenze gestartet habe. Die Behörden von Berg-Karabach wiederum «ergriffen alle Maßnahmen, um den Angriff abzuwehren». Es soll mindestens eine Granate auf iranischem Gebiet eingeschlagen sein. Außerdem habe es Angriffe auf die Hauptstadt gegeben.

Die Behörden in der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach sprachen zuvor von 21 weiteren getöteten Soldaten. Damit sei die Zahl der Opfer in den Reihen der Armee auf 240 gestiegen. Die aserbaidschanische Seite hatte bislang keine Angaben zu getöteten Soldaten in den eigenen Reihen gemacht. Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan besuchte die Konfliktregion, wie sein Büro mitteilte.

International wächst die Sorge, dass islamistische Kämpfer aus den Kriegsgebieten Syrien und Libyen mit Kämpfen in Berg-Karabach Geld verdienen könnten. Diese Informationen lägen auch dem russischen Auslandsgeheimdienst vor, sagte dessen Chef Sergej Naryschkin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Er sprach von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden Kämpfern. Sie könnten von dort aus auch in andere Länder gelangen, darunter Russland, meinte er.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad bezichtigte in einem Interview mit der russischen Staatsagentur Ria Nowosti die Türkei, für den Einsatz von Söldnern in Berg-Karabach verantwortlich zu sein. Ähnlich hatte sich zuvor schon Armenien geäußert. Er wolle damit die Aufmerksamkeit der Türken von Problemen innerhalb des Landes ablenken, meinte Assad. In Syrien herrscht seit Jahren ein Bürgerkrieg. Russland steht auf der Seite Syriens. Die Türkei unterstützt in Syrien verschiedene Rebellengruppen.

© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.