Härtetest für RB Leipzig in Old Trafford

Mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenführers und Champions-League-Halbfinalisten hob der Charterflieger von RB Leipzig nach Manchester ab. Das erste Auswärtsspiel in der Königsklasse bei Man United wird zeigen, wie gereift das Team von Nagelsmann ist.

Im Old Trafford erwartet Julian Nagelsmann auch ohne Zuschauer den ersten Königsklassen-Härtetest für sein Team.

Allerdings überwog trotz der kniffligen Aufgabe das Selbstbewusstsein beim Trainer von Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig vor der Partie bei Manchester United am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN). «Gegen einen besseren Gegner sind sie ebenfalls mit drei Punkten gestartet, sie werden sich nicht hinten reinigeln. Sie wissen aber auch, welche Qualitäten wir haben und was wir machen können», sagte Nagelsmann am Abend vor dem Spiel in der ehrwürdigen Spielstätte des englischen Rekordmeisters.

Nach dem Fehlstart in der Premier League mit aktuell Platz 15 und dem Auftaktsieg in der Königsklasse mit dem 2:1 bei Paris St. Germain ist United eine kleine Wundertüte. «Man kann den Gegner nicht immer hundertprozentig vorausschauen, ob er hoch oder tief verteidigt», meinte Nagelsmann und machte beim PSG-Spiel der Red Devils Phasen aus, «wo sie sehr hoch pressen und eine große Mann-Orientiertheit haben, ich glaube es wird eine Mischung aus beiden», analysierte Nagelsmann. Er ist sich sicher: «Sie werden sicherlich auch ein wenig Respekt haben vor der Qualität, die wir haben. Aktuell ist die Gemütslage schon so, dass wir mit drei Punkten auf der Habenseite mit insgesamt sechs Punkten starten wollen.»

Zwar ist Man United mit einem 2:1 beim Vorjahresfinalisten Paris Saint-Germain in die neue Saison in der Champions League gestartet. In der stärksten Liga der Welt lief es aber nicht rund. Nach sechs Partien in der Premier League steht man nur auf Rang 15. Vor allem durch eine eklatante Heimschwäche fiel das Team von Ole Gunnar Solskjaer bislang auf – nur einen Zähler gab es für die Red Devils vor leeren Rängen im Old Trafford. Nach dem 1:3 gegen Crystal Palace folgte ein krachendes 1:6-Debakel gegen Tottenham Hotspur mit Trainer José Mourinho. Es war die höchste Heimniederlage von United in der Geschichte der Premier League.

Nagelsmann legt auf solche Zahlen wenig Wert, zudem hielt sich die Hintermannschaft von United zuletzt beim 0:0 gegen den FC Chelsea mit dem Offensivtrio um den Ex-Leipziger Timo Werner, Kai Havertz und Christian Pulisic schadlos. «Gegen Chelsea haben sie zuletzt sehr tief verteidigt, sehr stabil und wenig Torchancen zugelassen», meinte Nagelsmann. Kapitän Marcel Sabitzer wollten zwischen dem Leipziger 3:0-Sieg über Tottenham und der 1:6-Pleite von ManU keine Parallelvergleiche ziehen, gab aber preis: «Wir haben einen guten Matchplan, der hat auch etwas mit Tottenham zu tun.»

Er selbst absolvierte das Abschlusstraining am Dienstagabend im Old Trafford unter Flutlicht mit. «Für 90 Minuten wird es nicht reichen, wie werden sehen, wie lange der Trainer mir es zutraut», sagte der Österreicher. Daheim in Leipzig ist Nordi Mukiele (Zerrung) geblieben. Routinier Kevin Kampl, dem zuletzt der Oberschenkel zwickte, steht wohl für einen Startelfeinsatz bereit. Fehlen wird dagegen Nationalspieler Lukas Klostermann nach seiner Knie-OP sowie der positiv auf das Coronavirus getestete Amadou Haidara und Konrad Laimer, der noch seine Reha absolviert.

Nach dem Fehlstart in der Liga steht United-Coach Solskjaer schon unter Druck. Allerdings sagt man dem 67-maligen Nationalspieler aus Norwegen, der mit United sechs Meistertitel und 1999 die Champions League gewann, nach, gerade dann erfolgreich zu sein. Bei der Pressekonferenz präsentierte sich der Norweger locker und entspannt. «Es ist unser Ziel, so schnell wie möglich auf zehn Punkte zu kommen. Wir konzentrieren uns morgen Abend auf die drei Punkte», sagte er. Vor allem lobte er Nagelsmann. «Er ist ein sehr interessanter Coach. Ich weiß, dass Julian sehr anpassungsfähig ist, aber der Stil ist immer hohes Tempo, hoher Druck.»

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