Timo Werner hatte in seinem früheren «Wohnzimmer» mit den Spielkameraden um den ebenfalls bestens aufgelegten Leon Goretzka richtig Spaß.
Zwei Tore erzielt, 3:1 gewonnen, Sprung auf Platz eins in der Nations-League-Gruppe – viel schöner hätte er sich seine erste Rückkehr als Fußballer nach Leipzig nicht ausmalen können. Nur eines vermisste er beim für ihn ansonsten perfekten 3:1 (2:1) gegen die Ukraine: «Schade, dass leider keine Zuschauer dabei sein durften.»
Die Fans hätten wohl besonders ihn gefeiert. Doch so musste sich Werner in der fast leeren Red Bull Arena bei seiner Auswechslung mit einer Umarmung des Bundestrainers und dem Applaus der Ersatzspieler, Betreuer und einiger DFB-Delegierter auf der Tribüne begnügen. Seine große Freude konnte das aber nicht trüben. «Dass ich hier in Leipzig, wo ich vier Jahre lang gespielt habe und viel Spaß hatte, zwei Tore mache, ist natürlich fantastisch», sagte der 24-Jährige.
Der Wechsel von RB Leipzig zum FC Chelsea hat ihm anscheinend gut getan und beflügelt den Angreifer. «Timo hat sich in England sehr schnell und sehr gut integriert. Er hat sich sofort auf das robustere Spiel eingestellt. Er macht sofort seine Tore», lobte Joachim Löw.
Beim ersten gemeinsamen Auftritt des deutschen Turbosturms Werner, Gnabry, Sané im Jahr 2020 ließ gerade er seinen forschen Tönen im Vorfeld Taten folgen. «Wir drei haben alle sehr viel Tempo, sind sehr zielstrebig. Ich möchte nicht in der Haut unserer Gegner stecken», hatte Werner gesagt. Prompt erzielte er seine Länderspieltore 14 und 15. Es war beim 34. Einsatz im DFB-Trikot sein dritter Doppelpack.
Zweimal stand Werner da, wo ein Stürmer mit Torinstinkt auftauchen muss. Den schönsten Spielzug mit einer artistischen Ballannahme und Scherenschlagflanke von Goretzka vollendete er mühelos mit dem Kopf zum 2:1. «Das Tor war recht einfach zu machen, denn die Vorlage von Leon war sehr gut», schilderte Werner. Beim 3:1 traf er auf Vorlage von Matthias Ginter in bester Mittelstürmermanier aus der Drehung.
Werner war der Mann des Abends, aber nur einer von zwei Matchwinnern im deutschen Team. Denn für die Wende zum Sieg war hauptsächlich Goretzka verantwortlich. Der Mittelfeldspieler bereitete auch das 1:1 seines Bayern-Kollegen Leroy Sané mustergültig vor.
Löw rühmte den 25-Jährigen für seine Leistung und Entwicklung zum Motor im Maschinenraum des deutschen Spiels. «Es war ein super Spiel von Leon Goretzka. Er war ein Aktivposten. Er ist mit dem Ball immer wieder mit viel Tempo und viel Zug ins Mittelfeld und in die Spitze gestoßen. Er hat das Spiel angetrieben und die Stürmer unterstützt», sagte der Bundestrainer. Er bescheinigte Goretzka eine «sehr, sehr gute Form» und schloss: «Man merkt ihm die Power und die Kraft an.»
An Kraft und Power scheint auch Werner in England noch zuzulegen. Er sieht das DFB-Team und den neuen deutschen Turbosturm jedenfalls auf einem guten Weg: «Wir spielen uns immer besser ein. Vorne im Sturm sieht es schon ganz gut aus, hinten werden wir auch immer sicherer. Wir arbeiten hart an uns, damit wir 2021 eine gute EM spielen.»
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