DFL-Vize Peters kritisiert DFB: «Ohne jedes Vertrauen»

«Harte Entscheidungen» fordert der Multifunktionär und frühere Schalker Finanzboss Peter Peters vom DFB. Und: Die Zeit über Weihnachten sei die letzte Ruhepause, um darüber nachzudenken.

«Unfassbar viele Indiskretionen» gibt es nach Ansicht von Spitzenfunktionär Peter Peters derzeit im Deutschen Fußball-Bund.

«Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass sich dieses Misstrauen wieder beseitigen lässt», schrieb der 58-Jährige in einem «Kicker»-Gastbeitrag und äußerte scharfe Kritik an der Führung des krisengebeutelten DFB.

Auch den neuen Verbandspräsidenten Fritz Keller nahm Peters nicht aus. Der wisse selber, dass er in seinem ersten Jahr im Amt nicht immer alles richtig gemacht habe. Aber: «In der Bundesliga und 2. Bundesliga haben wir Fritz Keller über Jahre hinweg stets als wertegetrieben und charakterfest erlebt – und es gibt auch jetzt keinen Grund, an seiner Integrität zu zweifeln», sagte Peters und betonte, dass die DFL immer ein Interesse an einem starken DFB habe.

Der weltgrößte Sportfachverband bekommt in turbulenten Zeiten jedenfalls Druck von der DFL, die mit dem Zustand des Partners zehn Kilometer weiter in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise mehr als unglücklich ist. Peters ist bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) Vorsitzender des Aufsichtsrats und im Präsidium Stellvertreter von Sprecher Christian Seifert. Als Vertreter des Profifußballs sitzt der frühere Finanzvorstand von Schalke 04 auch im DFB-Präsidium. Im kommenden April wird er sich im Rahmen des UEFA-Kongresses auf Vorschlag des DFB-Präsidiums zur Wahl für den Rat des Weltverbandes FIFA stellen.

DFL-Boss Seifert hatte sich – offiziell aus Zeitgründen – schon im Oktober aus dem Präsidialausschuss des DFB verabschiedet und kürzlich gemahnt: «Generell wünsche ich dem DFB, dass er aus sich heraus zur Ruhe kommt und das teilweise sehr unwürdige Schauspiel an Illoyalität langsam sein Ende findet.»

Während die DFL als Dachorganisation der 36 Proficlubs den Fußball nach Peters‘ Ansicht erfolgreich durch die Corona-Pandemie führt, gibt der DFB mit seinen vielen Altlasten wie der WM-Affäre 2006 und neuen Problemen wie die Debatte um Bundestrainer Joachim Löw ein schlechtes Bild ab. Auch Löw hatte sich Anfang vergangener Woche bei einer Pressekonferenz über Indiskretionen bis hinauf in die DFB-Spitze beklagt. Er sprach dabei von «Explosionsgefahr» bei ihm.

Peters mahnte Gesprächsbedarf «über tatsächliche und vermeintliche Fehlentwicklungen» an. «Kritisch mit Blick auf die Dissonanzen beim DFB sehe ich das fehlende Miteinander in der Spitze ohne jedes Vertrauen», sagte er.

Es sei die Aufgabe und klare Zuständigkeit des Generalsekretärs, als Bindeglied in der DFB-Zentrale die gemeinsam beschlossene Präsidiumslinie reibungslos operativ umzusetzen, erklärte Peters mit Blick auf die Rolle von Friedrich Curtius. «Das funktioniert leider nicht mehr, auch wegen unfassbar vieler Indiskretionen».

Die Vertreter der Landesverbände im Präsidium müssten jetzt Verantwortung übernehmen und entscheiden, «was das Beste für den DFB ist. Harte Entscheidungen sind gefragt, die Zeit über Weihnachten ist jetzt die letzte Ruhepause, um darüber nachzudenken und weiteren Schaden vom DFB abzuwenden».

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