Wie das Streaming nach Deutschland kam

Vor gar nicht so langer Zeit musste man noch zur richtigen Zeit vor dem Fernseher sitzen, wenn man nicht die Nachrichten, die Lieblingsserie oder den Hundertmeterlauf bei den Olympischen Spielen verpassen wollte. Problematisch wurde es zudem, wenn die Mitglieder eines Haushaltes unterschiedliche Sendungen schauen wollten. Einen zweiten oder dritten Fernseher konnten sich schließlich nur die wenigsten leisten.

Paar im Bett streamt Netflix auf dem Laptop

Vor diesen Problemen steht heute fast niemand mehr. Lieblingsserien können inzwischen nicht nur zum Wunschzeitpunkt angeschaut werden – man kann beim Schauen sogar auf der Toilette oder im Zug sitzen. Wie es dazu gekommen ist, wollten wir in diesem Beitrag beleuchten.

Wie das Internet alles veränderte

Obwohl die Grundlagen des Internets schon im Jahr 1957 gelegt wurden, wurden die ersten Webseiten im heutigen Sinne erst in den 90er-Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Was als Spielerei für Nerds begann, wurde schnell zu einer revolutionären Methode zum Teilen von Daten aller Art.

Schon früh sprangen auch Video-on-Demand-Anbieter auf diesen Zug auf und baten Filme und Serien im Internet an. Die Angebote waren für viele Menschen aber nicht attraktiv genug: Sie waren zu teuer und die Auswahl war nicht groß genug.

Statt für einen Video-on-Demand-Dienst zu bezahlen, tauschten die meisten Internetnutzer:innen Filme und Serien auf illegalen Filesharing-Plattformen. Die Internetpiraterie war natürlich verboten, angesichts der Fülle an Verstößen hätten die Strafverfolgungsbehörden aber ohnehin nicht gegen alle von ihnen vorgehen können.

Das Zauberwort lautete „werbefinanzierte Inhalte“. Das erkannte auch das im Jahr 2005 gegründete Unternehmen YouTube. Hier wurden anfangs primär Heimvideos in schlechter Qualität hochgeladen, die der allgemeinen Belustigung früher YouTube-Nutzer:innen dienten. Doch schnell wurde den Creators klar, dass sie mit ihren Videos ihren Lebensunterhalt verdienen konnten und die Plattform professionalisierte sich.

Streaming statt DVDs

Vor dem Internet war neben dem Kino und dem Fernsehen die DVD das wichtigste Medium für Serien und Filme. Schon im Jahr 1997 wurde das Unternehmen Netflix gegründet, das damals noch einen DVD-Verleih per Post betrieb. Mit dem Aufkommen des Internets wurden jedoch klar, dass sich die Geschäftsstrategie ändern musste und Netflix expandierte in den Streaming-Markt. Nach dem Erfolg in den USA war Netflix 2014 erstmals auch in Deutschland verfügbar.

Die Ergänzung zu dem kostenlosen Angebot von Plattformen wie YouTube wurde dankend vom deutschen Publikum angenommen. Im Jahr 2015 nutzten bereits 7 Prozent der Deutschen ein kostenpflichtiges Video-on-Demand-Angebot, bis zum Jahr 2019 wurden es sogar 32 Prozent.

Diesen Trend bemerkten natürlich auch die klassischen deutschen Fernsehsender. Sie entwickelten Mediatheken, die heute gegenüber dem linearen Fernsehen eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Gegenüber den großen Streaming-Unternehmen aus den USA kommen sie mit ihren Angeboten dennoch nicht an.

Heute kann sich jeder Haushalt ein individuelles Paket verschiedener Streaming-Angebote zusammenstellen. Unternehmen wie Netflix und Disney+ schlagen zudem die Brücke zwischen Produktion und Streaming, indem sie gleich beides anbieten.

Die Revolution im Musik-Streaming

Die Filmindustrie war natürlich nicht als einzige von Internetpiraterie betroffen. Die Freibeuter:innen hatten es ebenso auf Musik abgesehen. CDs und Schallplatten waren teuer und mussten für stundenlangen Hörgenuss immer wieder gewechselt werden. Das Internet dagegen bot die Möglichkeit, kostenlos unbegrenzt viele individuelle Playlists zusammenzustellen.

Im Jahr 2006 entstand jedoch mit Spotify eine attraktive Alternative zu illegalen Downloads. Das schwedische Unternehmen hatte einen Nerv getroffen und wuchs in den zehn Jahren nach seiner Gründung jedes Jahr weltweit um vier Millionen Nutzer:innen. In den vergangenen Jahren konnte Apple Music seinen Marktanteil deutlich vergrößern, doch der schwedische Musikriese steht bisher unangefochten an erster Stelle.