Umstrittener Fleischkonsum: Ungarn gegen den Veggie-Trend?

Sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, liegt im Trend. Weltweit verzichten immer mehr Menschen ganz oder teilweise auf den Fleischkonsum oder sogar ganz auf tierische Produkte und führen dafür durchaus gute Gründe an. In Deutschland ist das deutlich spürbar. In Restaurants und Kantinen gehören vegetarische Alternativen zum Standard. Und in den Regalen der Supermärkte finden sich immer mehr Ersatzprodukte. Vegetarier und Veganer gibt es auch in Ungarn.

Veganes Essen

Aber sie haben es oft schwerer. Das liegt nicht nur an der traditionell eher deftigen und fleischlastigen ungarischen Küche. Der Fleischkonsum ist hier auch eine Frage der Politik.

Trend zum Fleischverzicht in Deutschland

Die Entscheidung, vegetarisch oder vegan zu leben, treffen die meisten Menschen sehr bewusst. Der häufigste Grund dafür ist der Tierschutz. Auch Umwelt- und Klimaschutz liefern gute Argumente, denn gerade die Massentierhaltung verursacht hier große Probleme. Dass Unmengen Getreide an Masttiere verfüttert wird, während andernorts Menschen verhungern, finden ebenfalls viele Menschen unvertretbar. Und nicht zuletzt werden gesundheitliche Gründe angeführt. Denn mittlerweile gilt es als erwiesen, dass zumindest der übermäßige Konsum von Fleisch nicht gerade förderlich für die Gesundheit ist. Für tierisches Eiweiß bieten sich dabei viele vegane Proteinquellen als gesunde Alternative an.

Und so steigt in zahlreichen Ländern die Anzahl von Vegetariern und Veganern stetig an. In Deutschland geben mittlerweile rund 10 % der Menschen an, sich vegetarisch zu ernähren. 2 % leben vegan. Und über die Hälfte der Deutschen zählt sich mittlerweile zu den sogenannten Flexitariern. Sie verzichten nicht gänzlich auf Fleisch, reduzieren den Konsum aber auf ein Minimum.

Und der Verzicht wird in Deutschland immer leichter. Denn es kommen immer mehr Ersatzprodukte und spezielle Zubereitungen auf den Markt. Lebensmittelproduzenten und Gastronomie stellen sich immer stärker auf die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten ein. Und auch gesellschaftlich gehört die Entscheidung für fleischlose Kost längst zur Normalität.

Ungarische Regierung zieht die Veggie-Bremse an

In Ungarn sieht es etwas anders aus. Zwar gibt es viele leckere Gemüsegerichte, grundsätzlich gilt die ungarische Küche allerdings eher als fleischlastig. Dennoch gibt es natürlich auch hier Menschen, die bewusst lieber auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten möchten. In Budapest und anderen größeren Städten hat sich auch eine recht aktive vegetarische und vegane Szene formiert. Entsprechende gastronomische Angebote finden sich hier ebenfalls. Und insbesondere deutsche Ladenketten, die in Ungarn vertreten sind, wie Aldi, DM oder Rossmann, haben etliche spezielle Lebensmittel für das vegetarische oder vegane Kochen in ihrem Sortiment. Wer als Vegetarier oder Veganer nach Ungarn reist oder dort lebt, muss also nicht unbedingt hungern.

Auf Akzeptanz oder gar Unterstützung treffen Vegetarier oder Veganer in Ungarn aber seltener als es in Deutschland der Fall ist. Viel häufiger wird ihre Einstellung hier noch belächelt und manchmal sogar mehr oder weniger offen abgelehnt.

Das liegt nicht zuletzt auch an gegenteiligen Initiativen der konservativen Orbán-Regierung. Die propagiert den Fleischkonsum gern als gute ungarische Tradition, die die heimische Wirtschaft stützt. Zuletzt wurde sogar ein Dekret erlassen, das vegetarische Essensangebote in Schulen und Kindergärten untersagt.

Private Initiativen und Verbände bringt das aber nicht von ihren Vorsätzen und Idee ab. Auf Dauer wird der Veggie-Trend also vermutlich auch in Ungarn kaum aufzuhalten sein.