Wer kann sich an das Fliegen von früher erinnern? Die Reisenden am Flughafen waren fein gekleidet, eine Atmosphäre von Abenteuer umgab die Passagiere und der Service war, sowohl am Gate als auch im Flugzeug selbst, vom Allerfeinsten.
Heute sieht die Realität zumeist vollkommen anders aus. Gestresste Geschäftsreisende, die wichtig in ihr Smartphone plärren, vermengen sich mit stohbehuteten Ballermann-Touristen, die in extra dafür angefertigten, grotesk wirkenden Einheits-T-Shirts eher Mitleid als geteilte Vorfreude ernten. Ist das Fliegen zu einer besseren Busreise geworden oder soll man gleich mit dem Auto fahren? Mittlerweile lässt sogar bei den meisten Mittel- und Langstreckenflügen der Service deutlich nach, Essen gibt es kaum mehr etwas und wenn doch, dann braucht es oft einen guten Magen und einen noch besseren Humor, um überhaupt von Essen sprechen zu können.
Den absoluten Tiefpunkt der modernen Flugreisen markieren heute allerdings die Billigflieger. Ja, günstig sind sie und sie erlauben damit beinahe jedem das Reisen, was an sich, bis auf die Mehrbelastung für das Klima, eine tolle Sache ist. Doch braucht es die Schikane beim Check-in? Jedes Gepäckstück wird gewogen, in absurd kleine Schablonen gepresst, sodass etliche Reisende auf ihren Flugpreis draufzahlen müssen und der Flug bei Weiten nicht mehr so billig wie angepriesen ist.
Von mondäner Welt zu Massentourismus
Wer heute Flüge buchen will, dem stehen etliche Varianten zur Auswahl. Wer beim Flughafen und bei den Zeiten etwas Flexibilität zeigt, der kann praktisch mit jeder Fluglinie, zu allen erdenklichen Preisen fliegen. Mit dem Aufkommen der Billig-Airlines begann vor einigen Jahrzehnten die Entmystifizierung des Fliegens. Plötzlich mussten die altehrwürdigen Staatsairlines, die bislang als das Prestige eines Landes galten, nachziehen. Das ging nur mittels der bereits angesprochenen Methoden. Das Essen, der Platz im Flugzeug und der Service wurden weniger, was bei manchen Airlines mittlerweile so weit geht, dass sich der Reisende fragt, wo es, abgesehen vom Preis, noch wirklich Unterschiede zu den Billig-Airlines gibt.
So lassen die Newcomer der Branche das alte Fliegen wieder aufleben
Früher war es so, dass Reisende „ihre“ Airline hatten. Dort wurden fleißig Statusmeilen gesammelt und man war sich absolut sicher, dass bei dieser Fluglinie der Service, das Essen und die Sicherheit nicht mit dem Rest zu vergleichen sind. In Europa gehört diese Praxis mittlerweile fast vollkommen der Vergangenheit an. Wer sich einen Flug Frankfurt Bangkok bucht, der stößt heute zumeist auf Airlines aus dem Mittleren Osten. Ihren Sitz haben Sie in Dubai, in Abu Dhabi oder in Katar. Es handelt sich dabei um Staatsairlines, wie sie früher in Europa gang und gäbe waren.
Prestige wird bei diesen, relativ jungen Airlines, nach wie vor großgeschrieben. Das Image soll von Ölstaaten zu Oasen des Tourismus geändert werden und was es dafür braucht es Fluglinien, einen Komfort und seinen Service, der beim Reisen wieder zum Träumen einlädt. Es gibt sie also noch, die mondäne Welt des Fliegens, doch nur, wer bereit ist, sich von seinen gewohnten Airlines zu trennen, der kommt in den Genuss eines Fliegens, wie es hierzulande bedauerlicherweise selten geworden ist.
Die Romantik des Fliegens gibt es immer noch, was es aber braucht, das ist die Bereitschaft, den Flug erneut als Teil des Abenteuers anzusehen.