Weiter. Immer weiter. Kaum sind die Bayern als Vereins-Weltmeister und Sechs-Titel-Gewinner aus Katar zurück, da geht die rastlose Trophäenjagd schon wieder in der Fußball-Bundesliga und der Champions League weiter.
Vor dem Heimspiel am Montag (20.30 Uhr/DAZN) gegen Arminia Bielefeld verkündete der Serienmeister aber zwischendrin erst noch einen wichtigen Erfolg auf dem Transfermarkt. Der FC Bayern entreißt dem nationalen Rivalen RB Leipzig Abwehrchef Dayot Upamecano. Der 22 Jahre alte Franzose soll in München auf Sicht die Nachfolge des zweimaligen Triple-Gewinners David Alaba antreten, dessen Abschied im Sommer seit längerem besiegelt ist.
Der Großtransfer ist gerade in Corona-Zeiten ein vielfaches Signal. Die Bayern schwächen nicht nur einen ehrgeizigen Liga-Konkurrenten. Sie stachen auf dem internationalen Transfermarkt auch Mitbewerber wie den FC Liverpool und den FC Chelsea mit den deutschen Trainern Jürgen Klopp und Thomas Tuchel im Kampf um einen Innenverteidiger aus, dem alle Experten Weltklasse-Potenzial bescheinigen.
«Upamecano ist ein junger Spieler, dessen Qualitäten bereits außergewöhnlich entwickelt sind», schwärmte Hasan Salihamidzic. Der Münchner Sportvorstand gab den Transfer in einem «Bild»-Interview bekannt. Die Veröffentlichung platzte mitten in das Leipziger 2:1 am Freitagabend gegen den FC Augsburg – und erwischte die Sachsen kalt.
Angesichts der Ausstiegsklausel von 42,5 Millionen Euro in Upamecanos Vertrag bis Juni 2023 konnte der Tabellenzweite den Wechsel nicht abwehren. Der ehrgeizige RB-Trainer Julian Nagelsmann befand zum Wettbewerb um internationale Topspieler: «Wir sind nicht im obersten europäischen Regal wie Bayern oder Real Madrid.» Man habe nicht mehr im «driver’s seat» gesessen, bemerkte Sportdirektor Markus Krösche.
Die Bayern dagegen sitzen fest im Fahrersitz – nicht nur national. Erst jüngst hatte der designierte Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn bei Sky gesagt: «Bayern ist für viele Spieler im Moment die Nummer eins.» Upamecano sieht das anscheinend auch so. Und auch wenn laut Kahn wegen der Corona-Einbußen «die fetten Jahre» zumindest vorerst vorbei sind, kann der Bundesliga-Krösus den fetten Transfer stemmen.
Upamecano erhält einen Fünf-Jahres-Vertrag in München. Neben der fixen Ablöse kommen da mit Gehalt und Provisionen ganz locker 100 Millionen Euro zusammen. Upamecano ist ein nötiges neues Puzzleteil in Bayerns Abwehr. Neben Alaba (28) könnte auch Jérôme Boateng im Sommer den Rekordmeister verlassen. Der Vertrag des 32-Jährigen läuft aus. Zudem sind Verhandlungen mit Nationalspieler Niklas Süle nötig, dessen Kontrakt 2022 ausläuft. «Was die Defensive anbelangt, mache ich mir wenig Sorgen», meinte Kahn. Er traut gerade dem 80 Millionen Euro teuren Weltmeister Lucas Hernández künftig eine bedeutendere Rolle zu: «Lucas ist von seinem ganzen Habitus her ein Leader.»
Für Trainer Hansi Flick sind Upamecano und neue Abwehrkonstellationen Zukunftsmusik. Die Gegenwart fordert ihn und seinen aktuellen Kader gerade extrem. «Es geht Schlag auf Schlag. Es geht immer weiter, das ist unser Job, das ist unser Business», sagte der 55-Jährige nach dem Finalsieg bei der Club-WM. Zwei trainingsfreie Tage gönnte er seinen Stars, die gegen Bielefeld sofort wieder in den Liga-Alltag finden und dabei nicht nur einen krassen Temperaturwechsel meistern müssen.
Eine gute Woche vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Lazio Rom plagen Flick Personalsorgen. Serge Gnabry kehrte aus Katar mit einem Muskelfaserriss zurück. Thomas Müller musste nach seinem positiven Corona-Test in einer Ambulanzmaschine zurück nach München transportiert werden und fällt vorerst auch aus. Immerhin könnten Leon Goretzka und Javi Martínez nach ihrer Corona-Quarantäne wieder Optionen sein, gerade mit dem Blick auf die Königsklasse.
«Die wichtigste Phase der Saison kommt bald», sagte Torjäger Robert Lewandowski: «Wir wissen, dass wir on top sind, aber da wollen wir auch bleiben. Das ist die größte Herausforderung für uns.»
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