Fußballschule Mézga in der Krise

Finanzielle Nöte verhindern die Teilnahme an den Landesmeisterschaften

Die in den letzten zehn Jahren mehr als 300 ungarische und internationale Medaillen und Pokale erringende Kaposvárer Fußballschule Mézga ist in Problemen. Die in vier Altersklassen antretenden Mannschaften haben kein Geld mehr, sich zu den jetzt beginnenden Landesmeisterschaften nominieren zu lassen.

„Diese Jungen lungern nicht auf der Straße herum, sie sitzen nicht vor dem Computer, rauchen nicht, trinken nicht und nehmen nicht in ihrem Überdruss Drogen, sondern kommen fünfmal in der Woche hierher, um hart zu trainieren“, schaut der auf den Kosenamen Mézga hörende János Horváth seine zum Training versammelten Schützlinge der Reihe nach an. Er war einst ein Spitzenfußballer, erst in der Kaposvárer, dann in der Siófoker Mannschaft, danach bei einem kanadischen Verein, doch mit dem Alter konnte er sich zwar vom aktiven Spiel, doch nicht vom Sport trennen. Er meinte, dass eine Nachwuchsförderung, wie er sie in Kanada erlebt hatte, den ungarischen Fußball retten kann, deshalb gründete er vor zehn Jahren in seinem Wohnort Kaposvár einen Verein unter dem Namen Mézga Focisuli. Trotz der Schulferien versammelte sich ein halbes Hundert Große und Kleine, die in zusammengesuchter Ausrüstung, in Mannschaften aufgeteilt mit dem Aufwärmtraining begannen. Diszipliniert beobachteten sie die Anweisungen der Trainer und folgten ihnen auf dem Rasenplatz der Textilfabrik am Rand der Stadt, wo es von Zeit zu Zeit weder Elektrizität noch Wasser gab.

Zu Beginn nahm der Club die Kinder vom Kindergartenalter bis zu 12 Jahren, später bis zu 19 Jahren auf, deren Lager immer mehr anwuchs, während die Mannschaften der Altersklassen zu einem gleichrangigen Partner für die Nachwuchsklubs der großen Vereine wurden. Die Sponsoren machten sich zwischenzeitlich jedoch immer rarer und von den Mitgliedsbeiträgen der Kinder kann man eine Fußballschule nicht aufrechterhalten. Vor zwei Jahren musste man schon einmal die Wettbewerbsteilnahme der höheren Altersklassen unterbrechen, heute ist der Fortbestand der Schule fraglich und damit auch, ob die verbliebenen Mannschaften in vier Altersklassen bei den demnächst beginnenden Meisterschaften antreten können. Jetzt fehlen noch 500.000 Forint zu den nötigen Ausrüstungen und den Nominierungsgeldern der Kinder.

„Wir fahren schon lange so zu Meisterschaften, dass die Kinder manchmal ihre Sparbüchse für die Reisekosten leeren“, erzählt der die gesellschaftliche Arbeit der Fußballschule leitende Clubvorsitzende, der als Trainer einer MB-II-Mannschaft sowie als stundengebender Sport- und Geographielehrer sein Geld verdient. Vor zwei Jahren verpfändete er seinen Familienschatz, damit die Kinder an der Meisterschaft teilnehmen können, den er sich nicht wieder beschaffen konnte. Dann wurde die Kaposvárer Wohnung verkauft und sie zogen an einen billigeren Ort, doch wie er sagt, sind die Reserven aufgebraucht.

János Horváth – den der Innenminister im vergangenen Jahr wegen der hervorragenden Nachwuchsarbeit auszeichnete – schmerzt unter anderem, dass die Kaposvárer Fußballschule, obwohl sie als Nachwuchsschmiede bekannt ist und in den vergangenen zehn Jahren 320 Medaillen und Pokale errang, keinen Forint aus dem Bozsik-Programm erhielt. Der 120 Mitglieder zählende Verein könnte jährlich von anderthalb Millionen Forint unterhalten werden, doch eine Unterstützung kommt auch von Kaposvár nicht. Die Stadt spendete der Fußballschule zum letzten Mal vor sechs Jahren 100.000 Forint, als die Jungen die Europameisterschaft im Kleinfeldfußball gewannen. Vor drei Jahre lieh ihnen die ungarische Auswahl die Ausrüstung, damit sie bei der internationalen Pokalmeisterschaft im schwedischen Gothia antreten konnte, wo die Altersklasse der 15-Jährigen mit einer Goldmedaille heimkehrte. Bei einem jedes Jahr in Frankreich ausgetragenem Turnier – das János Horváth als Mini-Europameisterschaft, andere als einfache Europameisterschaft erwähnen – errang die Mézga Focisuli dreimal eine Goldmedaille. In diesem Jahr konnte sie an dem bayrischen ISAR-Pokal teilnehmen, doch die Kosten trugen die Organisatoren.

„Viele meiner ausländischen Bekannten sagten schon, dass man aus der Fußballschule eine Goldgrube machen könnte, wenn sie im Westen wäre, doch wir sind hier und ich war nie ein guter Geschäftsmann“, resümiert der Clubleiter, der zwei Herzinfarkte hinter sich hat, was seiner Meinung nach der Hauptgrund für die Krisensituation ist. Er sagt, dass er seit seinem siebten Lebensjahr Fußball spielt und dass ihn die Fußballschule am Leben hält, doch über das Training und das Managen der Kinder hinaus hat er keine Kraft, sich gegen böse Zungen zu wehren.

In Kaposvár gibt es welche, die die Fußballschule als Familienunternehmen der Horváths bezeichnen und deren Methoden kritisieren. Die Quelle gewisser Gegensätzlichkeiten, Kritiken sind die zwischen der Nachwuchsförderung der MBI-Fußballmannschaft der Stadt, des Kaposvárer Rákóczi FC, und der Mézga Fußballschule bestehenden Spannungen und Rivalitäten. József Márton, der Geschäftsführer des den Rákóczi-Nachwuchs ausbildenden Vereins, sagte dazu, dass er es hoch schätzt, dass János Horváth – mit dem er einst in der Kaposvárer Mannschaft zusammen Fußball spielte – sich mit so vielen Kindern beschäftigt und sie zum Sport und zu Disziplin erzieht. Nach seiner Aussage war Mézga der erste Fachmann, der das Training mit Kindern im Alter von sieben Jahren begann, was später auch der Rákóczi-Verein übernahm. Er sieht das Problem darin, dass der einstige Mitspieler nicht bereit ist, zur Kenntnis zu nehmen, dass der ganze ungarische Fußball seit einiger Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpft. Die Mannschaften des sich mit 280 Kindern befassenden Nachwuchsvereins können deshalb seit Jahren nicht zu Meisterschaften im Ausland fahren. Es ist nur gesetzmäßig, dass die über keinen eigenen Platz, über keine Halle verfügende Fußballschule sich nicht selbständig behaupten kann, denn der Rákóczi-Club, der über einen eigenen Platz verfügt und Unterstützung von der Stadt erhält, kämpft ebenfalls mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten – betonte der Experte.

Seiner Meinung nach hätte Mézga schon seit langem mit großen ungarischen Clubs zusammenarbeiten müssen, und es wäre logisch, wenn er mit ihnen in einem Boot sitzen und an der Nachwuchsförderung der MBI-Mannschaft der Stadt teilnehmen würde. Der Leiter der Fußballschule ist jedoch seit Jahren nicht gewillt, seine Selbständigkeit aufzugeben und doch ist es eindeutig klar, wem er sich anschließen müsste. Der Rákóczi FC blickt auf eine große Vergangenheit zurück und er hat bisher mehr vorzuweisen – argumentiert der Geschäftsführer.

János Horváth sagt, dass sie ihn bei Rákóczi gern sehen würden. In den vergangenen Jahren versuchte er vergeblich, mit den Mannschaften von Honvéd oder Újpest einen Vertrag über den Nachwuchs abzuschließen. Nach seiner Aussage wurde aus der Sache nichts, weil er ein Angebot erhielt, das nicht ernst zu nehmen war, das keinerlei Unterstützung enthielt.

„Jetzt belüge ich mich und auch die Jungen, wenn ich sage, es ist alles in Ordnung, es geht weiter, in der Hoffnung, dass vielleicht im letzten Augenblick dennoch Hilfe kommt“, sagte der Clubvorsitzende der Fußballschule zum Abschied.