Als sich die ungarische Fußballnationalmannschaft für die EM 2016 in Frankreich qualifizierte, war er der Kopf der Mannschaft und der unangefochtene Kapitän. Doch seit diesem Sommer ist es um Balázs Dzsudzsák bedenklich ruhig geworden. Er tat sich äußerst schwer, einen neuen Verein zu finden und fand erst nach längerer Zeit beim Al-Ain FC in Abu Dhabi Unterschlupf.
Auch zuvor war Dzsudzsák schon in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig, bei Al Wahda und Al-Ittihad Kalba. Schon mit 29 Jahren hatte es ihn in eine Gegend verschlagen, in der die westlichen Profis gewöhnlich ihre Karrieren gemütlich ausklingen lassen.
Ein Höhepunkt für eine Fußballnation
2016 sah alles noch anders aus. Dzsudzsák war bei Bursaspor in der Türkei aktiv und führte sein Nationalteam als Kapitän zur EM 2016. Im dritten Vorrundenspiel gegen Portugal in Lyon erzielte er zwei Tore. Dennoch konnte sich Portugal mehrmals zurückkämpfen und den Ungarn schließlich ein 3:3 abtrotzen. Ungarn qualifizierte sich fürs Achtelfinale und schied nach einer deutlichen Niederlage in Toulouse gegen Belgien aus. Nicht nur für Dzsudzsák, sondern für den ungarischen Fußball allgemein bedeutete die EM 2016 jedoch einen Höhepunkt nach einer langen Durststrecke. Zuletzt hatte man sich 1986 für eine Endrunde qualifizieren können, damals für die WM in Mexiko.
Seither zeichnen sich die Ungarn vor allem durch mangelnde Konstanz bei ihren Leistungen aus. In der Nations League B befinden sie sich in einer Gruppe zusammen mit der Türkei, mit Russland sowie mit Serbien. Auf den bemerkenswerten Auswärtssieg in der Türkei folgte indes eine Heimniederlage gegen Russland. Die Russen lagen schon kurz nach der Halbzeitpause mit drei Toren in Front, ehe Ungarn immerhin noch auf 2:3 verkürzen konnte. Die Favoriten sind mit Stand Mitte September 2020 die Franzosen, mit einer Fussball Wetten Quote von 5,00, gefolgt von Belgien mit 5,50 und Spanien mit 6,00. Diese genannten Teams spielen allerdings eine Liga weiter oben, in der Nations League A. Ungarn kann höchstens auf einen Aufstieg in diese Liga hoffen.
Karriereende auf Raten?
Ob Dzsudzsák auch im nächsten Jahr noch für das ungarische Nationalteam spielen wird, ist derzeit noch offen. Für die beiden Spiele in der Nations League gegen die Türkei und gegen Russland war der Rekordnationalspieler (zusammen mit Gábor Király, beide haben 108 Spiele) nicht nominiert worden. Als Grund dafür dürfte wohl gelten, dass er nach seiner längeren Vereinssuche einen zu großen Trainingsrückstand aufwies. Dzsudzsák wurde als Kapitän von Stürmer Ádám Szalai vertreten, der seine Tore ansonsten beim FSV Mainz 05 in der deutschen Bundesliga schießt. Dass Dzsudzsák nun schon seit mehreren Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv ist, ist bestimmt nicht besonders hilfreich, denn das Spielniveau der dortigen Liga gilt als nicht allzu hoch.
Früher oder später dürfte auch Dzsudzsák einsehen müssen, dass seine Zeit im Nationaldress abgelaufen ist. Vielleicht kann er seine Expertise ja schon bald auf anderer Ebene einbringen, beispielsweise bei der Sportförderung. Auch in der Organisation von Sportevents in Ungarn könnte sich Dzsudzsák mit seiner Erfahrung involvieren. So finden in Budapest 2021 vier Spiele der Fußball-EM statt, für die Dzsudzsák ein idealer Botschafter wäre. Eine sehr große Tradition hat in Ungarn zudem der Schwimmsport. So durchschwimmen jedes Jahr viele Sportler den Balaton.
Erinnerungen an ganz große Zeiten
Gerade die Qualifikation für die EM 2016 ließ in Ungarn die Hoffnung aufkommen, dass man vielleicht an die guten alten Zeiten der 1950er-Jahre anknüpfen könnte. Damals waren die Ungarn eine Großmacht und schafften es 1954 in das Finale der Weltmeisterschaft. Im strömenden Regen in Bern unterlagen sie nach einer 2:0-Führung allerdings Deutschland, das damals seinen ersten WM-Titel feiern durfte. Zwei Jahre zuvor wurden die Ungarn in Helsinki gar Olympiasieger.
Zu jenen Zeiten stellte Ungarn auch einige der besten Einzelspieler. Ferenc Puskás war indes nicht nur im Nationalteam, sondern von 1958 bis 1966 auch bei Real Madrid eine tragende Stütze. Ebenfalls wichtige Rollen spielten Sándor Péter Kocsis und Nándor Hidegkuti. Auch sie erzielten damals für Ungarn viele Tore. Kocsis setzte seine Karriere ab 1958 wie Puskás in Spanien fort, allerdings beim FC Barcelona. Dieser Sprung auf die ganz große Bühne im Vereinsfußball blieb Balázs Dzsudzsák verwehrt. Wenn er einst auf seine Karriere zurückblicken wird, dürfte aber auch er mächtig stolz darauf sein, was er für den Fußball in seinem Land geleistet hat. Seine Fans werden das mit großer Sicherheit auch sein.